„I got no air in my lungs,
Got no bones in my body.
There’s nothing left inside of me.
Nothing but a heartbeat…“
Nicht weniger, als drei Jahre hat es von der ersten Single bis zur Veröffentlichung des Debüt-Albums gedauert. Das australische Geschwisterpaar Say Lou Lou hat es endlich geschafft und Anfang April Ihre Platte „Lucid Dreaming“ auf den Markt geworfen. Mit Spannung habe ich diese Scheibe erwartet, habe jede Single im Vorfeld verschlungen. Es scheint ja manchmal fast, als hätten nur Australier und Skandinavier einen so unglaublich sanften, lieblichen Klang. Elektra und Miranda Kilbey vereinen sogar gleich beides – quasi. Geboren und aufgewachsen in Australien, später im kühlen Schweden angesiedelt. Die schönen Zwillingsschwestern haben es mit Anfang 20 schon zu etwas gebracht, zum Beispiel zur Vorband von Hurts, von dessen Frontmann Theo Hutchcraft sie immer noch regelmäßig supportet werden. Wer kann ihnen auch schon widerstehen, diesen klaren, glockenhellen Stimmen, die in perfekter Harmonie von der Liebe und deren Leid singen?
Zur Platte an sich ist zu sagen, dass der Name hier Programm ist. Beinahe unschuldig wirkend ziehen Say Lou Lou einen in sphärische Traumwelten aus ohrwurmlastigen Klängen, die sich wohl in der Kategorie Electro-Pop einordnen lassen. Die Rhythmen und Melodien sind nicht unbedingt etwas Neues und sowohl musikalisch, als auch lyrisch hört man hier nicht das ganz große Kino. Und doch ist diese Musik so anders, dass ich kaum Vergleichbares nennen könnte. Beim Hören des Songs „Angels (above me)“ entschwindet man in einen blühenden Kirschbaumgarten in Tokyo, bei „Julian“ rast man im Cabrio durch die laue Sommernacht, „Beloved“ entführt einen an den Strand, umgeben vom Rauschen des Meeres und in goldenes Sonnenlicht getaucht. Vielleicht ist es ein Frauending. Wir können uns mit den Worten identifizieren, können versuchen die selben hohen Töne zu treffen, fühlen uns in unsere Hollywood-Welt versetzt. Vielleicht betören diese Klänge aber auch einfach, schaffen eine innere Wärme, lassen die Fantasie eines jeden schweifen. In jedem Fall haben Say Lou Lou ein Erfolgsrezept gefunden, das sie noch groß machen könnte. Selbst die etwas untypischeren Lieder „Games For Girls“ und „Glitter“ kann man nach kurzer Eingewöhnung bedenkenlos konsumieren.
Wer bereits die vorangegangenen Singles kennt, der wird auf „Lucid Dreaming“ nicht viele Überraschungen erleben, denn etwa 70% des Albums sind bereits vorab released worden. Doch auch die wenigen neuen Stücke wie „Hard For A Man“ sind durchaus gut gelungen und fügen sich perfekt in den zauberhaften Gesamtklang der Platte ein. Ein Manko gibt es jedoch: die Single „Maybe You“ hat es so ziemlich als Einzige nicht auf das Album geschafft. Warum ist unerklärlich, da es, meiner Meinung nach, der beste Song des Duos ist. Eventuell war die Veröffentlichung, die bereits im Jahre 2012 erfolgte, das Ausschlusskriterium. Dennoch einfach unfassbar schade. Wer sie also nicht kennt und nach dem Album noch ein Zuckerstück genießen möchte, sollte schleunigst reinhören! Ich freue mich in jedem Fall bereits darauf diesen Sommer mit den Mädels im Ohr erleben zu können. Ein Must-Have!
M.F.
Tracklist:
Everything We Touch
Glitter
Games For Girls (feat. Lindstrom)
Julian
Angels (Above Me)
Peppermint
Beloved
Hard For A Man
Wilder Than The Wind
Nothing But A Heartbeat
Skylights
Love Is The Loneliest Place (Bonus Track)
Electrify (Bonus Track)
Say Lou Lou – Lucid Dreaming
Cosmos Music/Membran, VÖ: 06.04.2015