Twenty One Pilots – Blurryface

 

„Regardless, all these songs I’m hearing are so heartless,

Don’t trust a perfect person and don’t trust a song that’s flawless,

Honest, there’s a few songs on this record that feel common,

Im in constant confrontation with what I want and what is poppin’…“

 

 

 

Derzeit redet ja jeder über sie. Mir war das amerikanische Duo Twenty One Pilots bisher gänzlich unbekannt. Aber schon nach kurzem Reinhören in das aktuelle Album „Blurryface“ war klar: die Popularität kommt zu Recht! Man mag es gar nicht glauben, dass nur zwei Personen so einen unfassbar abwechslungsreichen Sound zustande bringen. Während Josh Dun „nur“ das Schlagzeug bedient, bietet Tyler Joseph die volle Palette über Gesang, Klavier, Ukulele, Keytar und Synthesizer. Und genau das hört man auch im, von den Fans liebevoll als „Schizophrenic Pop“ betitelten, Stil der beiden Protagonisten heraus. Ein bunter Strauß aus Pop, Hip Hop, Rap, Elektro, Drum’n’Bass, Reggae, Ska, (festhalten!) Cabaret und noch einigem mehr.

Schon der erste Song „Heavydirtysoul“ beginnt temporeich und hat Ohrwurmqualitäten. Mit „Ride“ ist man gerade im kommenden Sommer gut bedient, ein echter Sommerhit mit Radiopotenzial. Die Mischung der verschiedenen Stile innerhalb eines Liedes ist außergewöhnlich und erfrischend. In „Tear In My Heart“ treffen The Dresden Dolls auf The Killers, was so eingängig umgesetzt ist, dass es schon einen kleinen Applaus wert ist. Auch wenn viele der Songs zunächst sanft dahinplätschern, wandeln sie sich meist in eine komplett unerwartete Richtung. So auch in „Lane Boy“, das vom schleppenden Hip Hop Stück mit Raggae-Einlflüssen zum zackigen Drum’n’Bass Knaller mutiert. Die bereits erwähnte Ukulele – ein Instrument, das im derzeit gängigen Musikbusiness wohl kaum Anwendung findet – wird in „Message Man“ gekonnt in Szene gesetzt. „Doubt“ beginnt mit einem schon fast an eine Hurts-Ballade erinnernden Intro, doch urplötzlich brummt einem ein satter Beat gepaart mit einer an TNGHT angelehnten Head-Melodie ins Ohr. Der einzige fast punkige Song ist „We Don’t Believe What’s On TV“, welcher mit seinen knackigen „yeah, yeah, yeahs“ augenblicklich zum Mitgröhlen anregt. Auch textlich überraschen die Jungs beim näheren Hinhören ganz klar. Während die Lyrics meist recht einfach und heiter erscheinen, sind sie doch oft tiefgründig und gesellschaftskritisch oder gar düster. Gut verpackt in einer Leichtigkeit, die den oberflächlichen Hörer in die Irre führt und gerade das macht diese Künstler besonders interessant.

Normalerweise würde ich mich hüten nahezu jeden einzelnen Titel zu beschreiben, aber diese Vielfalt zwingt einen förmlich dazu einen tieferen Einblick zu gewähren. Jedes Stück klingt anders, keines ist wie das andere. Und dennoch ist eine klare Linie, eine eindeutige Unverwechselbarkeit vorhanden. Diesen schmalen Grad hat in jüngster Zeit nur Bastille für mich ausreichend überzeugend beschritten. Eine Kollaboration der beiden Bands wäre wahrscheinlich ein echtes Meisterwerk. Die herausragendste Stärke, wäre allerdings zeitgleich auch die einzig erkennbare Schwäche: wer es nicht zu bunt mag, einen kontinuierlichen Stil schätzt und von zu vielen Unterschieden im Songaufbau abgeschreckt wird, für den ist diese Platte nichts. Zum Glück gehöre ich nicht zu diesen Menschen und bin offen und begeisterungsfähig genug, um sie voller Stolz in meine Sammlung der aktuellen Top-Alben aufzunehmen. Und ihr?

M.F.

Tracklist:

Heavydirtysoul

Stressed Out

Ride

Fairly Local

Tear In My Heart

Lane Boy

The Judge

Doubt

Polarize

We Don’t Believe What’s On TV

Message Man

Hometown

Not Today

Goner

 

Twenty One Pilots – Blurryface

Fueled by Ramen, VÖ: 15.05.2015

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