To Kill A King – Nochtspeicher, Hamburg

 

 

 

 

„Compare scars of love and war

Some are deep and some are dear

Compare scars of love and war

Some are ugly and some are worth it…“

 

 

 

 

 

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To Kill A King – Michelle Records

Endlich ist es wieder so weit – To Kill A King beehren Hamburg nach etwas über einem Jahr erneut mit Ihrer Anwesenheit. Zuletzt hatte ich die fünf Briten auf dem Hurricane Festival genießen dürfen. Seitdem hat sich auch einiges getan. Ein Bandmitglied wechselte: der Bass wird nun nicht mehr von Josh Platman, sondern vom sympathischen Finnen Peter Hakola gezupft. Die EP „Exit, Pursued By A Bear“ und das neue Album „To Kill A King“ sind erschienen. Eine Menge Stoff, um das heutige Konzert besonders interessant zu machen. Doch im Vorfeld tapere ich erst mal zu Michelle Records, wo To Kill A King nach unserem Interview einen kleinen Akkustik-Gig im Schaufenster spielen. Durch den Hamburger Verkehr aufgehalten, eilen leider nur zwei Fünftel der Besetzung in den winzigen Laden, immer noch sichtlich mitgenommen vom Vorabend in Amsterdam. Beim Soundcheck gäbe es Probleme, sodass der Rest die Stellung halten müsse. Gut, gut, das soll der Stimmung keinen Abbruch tun. Mit müden Augen, aber guter Laune platzieren sich Sänger Ralph Pelleymounter und Gitarrist Grant McNeill auf der Mini-Bühne und erfreuen uns mit einer kleinen Auswahl ihrer besten Songs, die sie nur mit ihren Gitarren begleiten. Das Publikum ist gemischt. Von einigen Kennern, über zufällig gestrandete Fußgänger ist alles dabei. Trotz der noch recht frühen Tageszeit, es ist gerade viertel nach sechs, kommt im beschaulichen Lädchen schnell Stimmung auf und spätestens beim bekanntesten Song „Choices“ summen alle verträumt mit. Auch die zwei Protagonisten auf der Bühne können sich kleine Blödeleien und Witze nicht verkneifen und so wird dies zu einem gelungenen Vorgeschmack auf das nahende Konzert.

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Dancing Years

Nach der anschließenden Autogrammstunde hetze ich zum Ort des Geschehens, dem Nochtspeicher zurück, wo der Einlass bereits in vollem Gange ist. Demzufolge muss ich mich auch mit einem Platz in der vierten Reihe zufrieden geben, was aber bei diesem relativ kleinen Club immer noch nahe genug dran ist. Die Vorband Dancing Years betritt die Bühne und versetzt das Publikum binnen weniger Minuten in eine wohlig melancholische Trance. Ihr Sound ist ein wehmütiges Seufzen an einem Novemberabend. Sie passen so wundervoll zu der noch herschenden Winterstimmung, dass es fast weh tut. Insbesondere die Kombination von Piano und Violine zieht einen förmlich in eine andere Welt, eine einsame, traurige, bittersüße Welt. Nur der Sänger reißt einen von Zeit zu Zeit durch seine kompromisslose Inbrunst, mit der er die Stücke schmettert, aus dem sanften Hin- und Herwiegen. Die Songs „We Danced Last Night“ und „Places We’ve Roamed“ haben es mir besonders angetan und ich beschließe mir umgehend die Platte zu kaufen. (Eine Kritik dazu folgt.) Musikalisch gehören Dancing Years jedenfalls schon mal zu den besten Support Acts, die ich je sehen durfte und meine Vorfreude auf To Kill A King wächst durch die erzeugte Atmosphäre mit jedem herzzerreißenden Ton.

Schon sehe ich die Besetzung auf der Bühne wechseln, fünf Briten werden von vier Briten und einem Finnen abgelöst und das Publikum ist schon beim ersten Lied vollauf begeistert. Alle wippen freudig im Takt und singen die altbekannten Songs wie „Funeral“ oder „Howling“ mit. Aber auch die neuen Stücke werden mit viel Applaus gewürdigt. Oftmals wird die Großartigkeit der Kompositionen erst jetzt, beim Live-Hören, so richtig deutlich. To Kill A King selbst scheinen den Auftritt auch zu genießen, denn sie geben alles, lächeln ins Publikum, machen Späße. Mein besonderes Herzstück der neuen Platte „Compare Scars“, was gleichzeitig auch als neue Single vorgestellt wird, bringt die gut gemischte Menschenmenge in Einklang. Wie erhofft, ist es ein Highlight und jeder, der jetzt noch still steht, ist selbst Schuld. Es ist natürlich mittlerweile fast schon obligatorisch, dass zu „Choices“ wieder das Publikum und die Vorband einbezogen werden. Und so vibriert die Luft bald vom „ooooh“ der Massen und Gänsehaut kriecht einem den Rücken hoch in den Nacken und kribbelt auf den Armen nach. Kein anderes Lied versteht es so zu verzaubern, eine so wohlige Wärme in jedermanns Bauch zu erzeugen. Einfach ein Meisterstück. Doch auch das folgende „Oh My Love“ steht ihm kaum nach. Die hohen Background-Gesänge von Keyboarder Ben Jackson laden eben einfach dazu ein mitgeträllert zu werden und verleiten zu Albernheiten. Die fünf Herren verlassen fröhlich winkend die kleine Bühne. Oh, schon vorbei? Ich war doch gerade erst so richtig drin. Aber schon huschen sie zurück auf die Bretter, zögern das nahende Ende noch hinaus, gewähren einen kleinen Aufschub. Dankbar genieße ich die letzten Lieder. „Fictional State“ nötigt einem noch einmal alle Kraft ab, sowohl dem tanzenden Publikum, als auch dem sich vollkommen verausgabenden Josh Taffel am Schlagzeug. Mit der up-tempo Nummer „Love Is Not Control“ werden wir förmlich zur Tür hinausgetanzt. So schnell endet ein Abend, der schöner kaum hätte sein können. Sie versprechen schnellstmöglich wiederzukommen, diese sympathischen Herren mit dem unverwechselbaren Sound. Das möchte ich auch hoffen, denke ich, ein Jahr ist eigentlich viel zu lang. Mit einem Lächeln auf den Lippen verlasse ich die stickige Lokalität und trete in das typische Hamburger Schmuddelwetter. Auf bald, Freunde! Schön war’s wieder.

M.F.

Setlist Dancing Years:

  1.  WE DANCED LAST NIGHT
  2.  6 A.M. IN JUNE
  3. PLACES WE’VE ROAMED
  4. VALENTINE
  5. ANTHEMS FOR A SEVENTEEN YEAR- OLD GIRL (BROKEN SOCIAL SCENE COVER
  6. HERE’S TO MY OLD FRIENDS
  7.  I DON’T THINK WE ARE IN LOVE

Setlist To Kill A King:

  1.  GRACE AT A PARTY
  2.  FUNERAL
  3.  SCHOOL YARD RUMOURS
  4.  THE CHANCER
  5.  HOWLING
  6.  COMPARE SCARS
  7.  FRIENDS
  8.  I WORK NIGHTS AND YOU WORK DAYS
  9.  COLD SKIN
  10.  MUSICIANS LIKE GAMBLERS LIKE DRUNKS LIKE ME
  11.  GOOD TIMES (A RAKE’S PROGRESS
  12.  WORLD OF JOY (A LIST OF THINGS TO DO)
  13.  CHOICES (WITH DANCING YEARS)
  14.  OH MY LOVE
  15. —–
  16.  CANNIBALS WITH CUTLERY
  17.  FICTIONAL STATE
  18.  LOVE IS NOT CONTROL

 

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