Lana Del Rey – Honeymoon

„Because I’m going deeper and deeper

Harder and harder

Getting darker and darker

Looking for love

In all the wrong places

Oh my god

In all the wrong places

Oh my god…“

 

 

So lang habe ich dieses Album ersehnt, so sehr auf den Tag hingefiebert und dann…

Es ist das erste Album, bei dem ich mir bis heute nicht sicher bin, wie ich es denn nun eigentlich finde. Es ist gut, keine Frage. Aber dennoch bin ich enttäuscht. Lana Del Rey, für mich eine Ausnahmekünstlerin, für andere nur nervig schleppendes Geleiere. Leider muss ich dieser Auffassung bei einigen Songs von „Honeymoon“ zähneknirschend zustimmen. War schon „Ultraviolence“ eine wesentlich ruhige Schiene, so ist der Nachfolger noch einmal eine Slow-Motion-Version dessen. Schon der erste Song, welcher zeitgleich den Titelsong bildet, ist so unfassbar langsam, dass man meint, die Batterien des Walkmans wären leer – doch wir haben 2015 und alles läuft digital. Nach anfänglichem Schock kann man ihn jedoch gemütlich bei einem Glas Eistee auf dem sommerlichen Balkon genießen. „Music To Watch Boys To“ wird leider auch nicht schneller. Es soll wohl den melancholischen Art Deco Chic unterstreichen, den Frau Del Rey zur Perfektion beherrscht. Ich jedoch frage mich, ob ich tatsächlich Jungs begaffen würde, wenn diese träge Eintönigkeit meinen Kopf benebelt. Ich bezweifle es. Ich werde es aber jetzt dabei belassen, sonst könnte ich zu jedem Song der Platte schreiben, dass Lana es fertig bringt Lieder von eigentlich nur 3 Minuten Laufzeit auf 5 zu dehnen. Es hat ja auch etwas Gutes: man kann wirklich, wirklich wundervoll chillen und träumen zu diesen Klängen. Die tiefe Traurigkeit wird von bluesigen Tönen widergespiegelt, es wird viel mit Hall gearbeitet, um mehr Weite zu erzeugen, Streicher inszenieren die Größe der Werke. Man schwebt geradezu durch einen dunstigen Sommerhimmel über Florida; räkelt sich in weißen, feuchten Laken in stickigen Hotelzimmern; leert einen weiteren einsamen Cocktail auf einer quietsch-pinken Luftmatratze im schmutzigen Pool treibend. „High By The Beach“ ist einer der gelungeneren Tracks des Albums. Einfacher Text, ohrwurmverdächtig, langsam tanzbar. „Salvatore“ könnte ein großartig arienartiges Lied sein, wäre da nicht der seltsam dümmliche Text „soft ice cream“ im Refrain, der so gar nicht passen möchte. Dafür reißt es „The Blackest Day“ wiederum komplett heraus, ein perfekt ausgeglichenes Lied mit absolut grandiosem Chorus- ein Lichtblick. Mit „Don’t Let Me Be Misunderstood“ wagt sich Frau Del Rey mal wieder an ein Cover, was ihr auch recht gut gelingt, auch wenn es nicht meine Lieblingsversion wird.

Ich will das Album aber nicht verreißen, ich mag es tatsächlich gern. Wenn man in der richtigen Stimmung ist, kann es ganz wundervoll sein. Sommermelancholie wird bei Lana Del Rey niemals alt. Und die Konsequenz, mit der sie ihre Alben stilistisch gestaltet, ist selten. „Honeymoon“ hätte vielleicht ein bisschen mehr Pepp gebraucht, um mich wirklich zu überzeugen, aber an sich ist es genau passend. Ich bin und bleibe hin- und hergerissen. Die Melodien sind großartig, die Stimme vermag mich mit ihren Facetten weiterhin zu verzaubern. Ich hätte mir nur irgendwie mehr etwas zum Cruisen durch sonnige Felder gewünscht, statt nun vermutlich von der Polizei als Verkehrshindernis angehalten zu werden.

M.F.

Tracklist:

Honeymoon

Music To Watch Boys To

Terrence Loves You

God Knows I Tried

High By The Beach

Freak

Art Deco

Burnt Norton – Interlude

Religion

Salvatore

The Blackest Day

24

Swan Song

Don’t Let Me Be Misunderstood

This is a normal valentines day heart.

Lana Del Rey – Honeymoon

Interscope Records, Polydor, Universal, VÖ: 18.09.2015

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