Ich finde jungen Menschen kann man nur mit auf den Weg geben, dass sie doch bitte zur Hölle das tun sollen, wo sie gut drin sind, was ihr Talent ist und was sie am meisten mögen.
Für eine junge Band habt Ihr schon ziemlich viel vorzuweisen: Rock am Ring, Plattenvertrag bei Warner Music, jetzt bald Hurricane und Southside. Und das alles noch vor dem ersten Album. Wo soll das mit Euch noch hinführen?
Tja, wo soll das mit uns noch hinführen? Das wissen wir ehrlich gesagt auch selber gar nicht. Aber da wo’s geil ist! (lacht) Nee wir haben einfach Bock das Ganze voran zu treiben und es ist für uns natürlich auch mega fett, dass wir dieses Jahr auch auf dem Hurricane sind. Und wir spielen ja nicht nur auf dem Hurricane, auch haufenweise andere Festivals. Das ist für uns so das Fetteste, dass wir diesen Festivalsommer so haben. Im besten Fall führt es dazu, dass wir Ende des Jahres eine schöne eigene Tour spielen, zu der viele Menschen kommen. (lacht) Das ist eigentlich erst mal unser nächstes Ziel, das andere kann man nicht planen. Würde man gerne, kann man einfach nicht. Einfach immer das Beste geben und alles so machen, wie’s einem gefällt. Dass man 100% dahinter steht und die Dinge auch so macht, dass man sie selbst richtig geil findet. Das ist, glaub ich, erst mal das Rezept für eine gute, zufriedene – naja ich will es nicht „Karriere“ nennen, aber das Voranschreiten mit so einer Band.
Ihr habt ja auch gleich beim größten aller deutschen Festivals – Rock am Ring – die Feuertaufe erlebt. Wie war das so?
Wir haben noch nie vorher ein Festival gespielt gehabt und das war 2011 unser erstes Festival. Und das hatten wir halt gewonnen durch den Ringrocker-Contest. Das hat uns dann die Tür in das Musikgeschäft geöffnet, weil wir da gleich als Opener auf der Clubstage gespielt haben und da standen dann irgendwie so 5.000 Leute, die das abgefeiert haben und da wurden wir quasi glatt von der Bühne weggesigned.
So viel Glück muss man auch erst mal haben oder?
Naja, eigentlich war das total klassisch. Wir haben irgendwo gespielt und da waren Leute von der Plattenfirma, die fanden das gut und dann war das so. Und wir haben nach dem Auftritt relativ flott eine Mail bekommen „Ich bin der Typ, ich mach so Beatsteaks und SEEED und hab Lust was mit Euch zu machen.“ Das war für uns natürlich hammerkrass, aber war halt auch einfach nur Glück.
Ward Ihr denn aufgeregt beim Rock am Ring auf der Bühne?
Nee, auch nicht mal! Das war ganz komisch irgendwie. Ich hab so das Gefühl, je größer die Bühnen werden, desto unaufgeregter ist man. Ich persönlich empfinde es als leichter auf einer großen Bühne vor vielen Menschen zu spielen, als wenn du in Hamburg im Molotov spielst. Da ist alles sehr nah, die Leute stehen sehr nah, du hast halt so einen nahen Kontakt zu den Menschen. Auf einem Festival ist das halt was anderes. Die Riesenbühne, Festival, Sonne und alle haben sich schon zwei Bierchen reingestellt. Die erste Reihe steht da und wartet auf den Headliner und die haben Bock. Ich hab immer das Gefühl, dass man auf so einem Festival die Leute schneller kriegt, weil es auch einfach mehr Leute sind und die sowieso dazu da sind sich Bands reinzuziehen. Wenn du zum Beispiel als Support von einer Band in einem kleinen Schuppen spielst, wo die Leute einfach komplett still sind und eigentlich nicht wegen dir da sind, aber trotzdem total nah da sind, dann ist man durchaus schon mal ein bisschen aufgeregter. Aber ich will jetzt auch nicht sagen, dass wir überhaupt nicht aufgeregt sind, wenn wir auf einer großen Bühne spielen. (lacht)
Euer Musikvideo zu „Wir woll’n die Sonne seh’n“ ist unglaublich professionell. Wo habt Ihr gedreht und wie war das so?
Das war auf Gran Canaria und das haben wir selber gedreht. Mit unserem Kumpel, mit dem wir auch die ersten beiden Videos gedreht haben, Fabian Süggeler und Moritz Dammann. Die haben so eine kleine Agentur, die nennen sich Embrace The World und mit denen haben wir die ganzen Videos, die es von uns gibt, gedreht. Wir haben bei allen selbst überlegt, was darin vorkommen soll, wie es ästhetisch aussehen soll, auch den Schnitt fast komplett mit selber gemacht und das quasi nicht aus den Händen gegeben. Man hat halt so eine Vision im Kopf, wie die Dinge aussehen sollen. Wir schreiben auch unsere Musik komplett selber, viele lassen ja für sich schreiben, das machen wir halt nicht. Wir lassen uns da auch nicht reinreden oder reinpfuschen und das ist bei den Videos und dem Grafikzeugs eigentlich genauso, dass das alles unseren Visionen entspricht und wir das alles selbst machen. Ich finde auch, dass das dazu gehört. Es würde mir nicht reichen nur die Musik zu machen und den Rest soll sich jemand anderes überlegen. Das ist alles ein Paket. Und es ist auch wunderbar, dass wir von Warner da auch nicht eingeschränkt werden und sie sagen „wir vertrauen Euch und wenn Ihr das selbst macht, wird es eh am besten, Ihr wisst schon, was Ihr da tut.“ Es ist ja auch so, dass wir uns 24/7 nur damit beschäftigen, weil wir alle nichts anderes machen, außer das und das für uns das Wichtigste im Leben ist. Und deshalb denken wir auch am meisten über Entscheidungen nach, darüber wie die Dinge aussehen sollen, mehr als es jemals jemand anderes tun kann.
Deshalb hast du auch Zeit grad mit mir tagsüber unter der Woche zu sprechen oder? Weil du nicht eingebunden bist in einen regulären Job.
Ja genau, ich bin jetzt grad im Studio. (lacht)
Das passt thematisch ja super: wann dürfen wir denn Euer Debüt erwarten und was habt Ihr für uns in petto?
Unser Debüt wird im August kommen und wir haben in petto eine der vielseitigsten Platten, die es, auf jeden Fall von einer deutschen Band, seit langem geben wird. Wir haben uns schon lange auf die Fahne geschrieben, dass wir keine Platte machen wollen, wo Lied 1 klingt, wie Lied 3, weißte? Dass du so das Gefühl hast „boah ist das jetzt das zweite Lied, das dritte Lied oder..? Das klingt alles total gleich.“ Das finde ich irgendwann bei einer Band ganz geil, wenn es die schon länger gibt und das ist schon das dritte Album und das dann ein Konzeptalbum ist oder so. Aber fürs Debütalbum fand ich das immer irgendwie unpassend. Wir haben uns überlegt, dass wir sehr facettenreich darauf sein möchten. Es wird nicht passieren, dass du das Gefühl hast, dass du irgendein Lied zweimal auf der Platte hast.
Bedient Ihr Euch dann unterschiedlicher Stile oder wie dürfen wir uns das vorstellen?
Ja, absolut! Wir sind einfach ein bisschen offener. Diese grundlegenden Bausteine, die I Am Jerry ausmachen sind unter anderem Drums – es ist uns ganz wichtig, dass es viel um Beat geht und das Schlagzeug sehr laut ist und drum herum variiert es unheimlich von elektronischen, synthilastigen Sachen bis hin zu Gitarrensachen oder Stellen, die auch mal einen kurzen Beatles-Anstrich haben – wir bedienen uns da aus allen Ecken. Kann halt sein, dass da mal eine Stelle ist, wo plötzlich Autotune-Gesang ist, weil wir das halt auch geil finden. Da verschwimmt bei uns alles und deshalb ist es immer schwierig, das so richtig in eine Schublade zu packen. Aber so grob würde ich es als Popmusik bezeichnen und die Kladde wird auf jeden Fall sehr vielseitig werden.
Da kann man ja sehr gespannt drauf sein!
Ja hoffentlich! Also sollte jeder! (lacht) Man sieht es auch schon leicht an den drei unterschiedlichen Singles, die draußen sind, die aber trotzdem alle nach uns als Band klingen. Das wird sich auf der Platte auch genau in dem Maße durchziehen.
Ihr ward ja gerade auch mit I Heart Sharks auf Tour, wo ich Euch auch gesehen habe. Wie kam es dazu?
Dazu kam es über jemanden, der Pierre von I Heart Sharks uns gezeigt hatte und wir dann mal geschnackt hatten und es sich dann ergeben hat, dass wir die acht Shows von denen mitspielen. Ich glaube, unser Marketingchef hat mit Pierre bei einem Bierchen unsere Musik gehört und so kam es dazu.
Und Jahresende kommt dann Eure eigene Tour?
Im August wird die Platte kommen und die Tour ist noch nicht gebucht, das wird aber auf jeden Fall bald kommen. Ich kann es dir nicht genau sagen, so September / Oktober / November?! Es wird aber definitiv eine Tour geben. (Nachtrag: mittlerweile Stehen die Daten fest und Ihr könnt auf den gängigen Portalen fleißig Tickets erwerben!) Da freuen wir uns unheimlich drauf. Und dass die Menschen kommen, wir freuen uns über jeden, der kommt. (lacht) Wir können es halt so gar nicht abschätzen, weil wir natürlich gerade erst anfangen.
Also wenn Ihr nach Hannover kommt, bin ich schon mal da.
Das ist schon mal gut! Das ist dann wenigstens schon mal einer. (lacht) Und vielleicht auch zwei, wenn du eine Freundin mitbringst.
Das werde ich auf jeden Fall tun. Mir ist beim Konzert in Bremen auch direkt aufgefallen, dass Timm es am Schlagzeug mächtig drauf hat. Wie lange macht Ihr schon Musik?
Also fast seitdem ich denken kann, machen mein Bruder und ich Musik. Eigentlich auch seitdem ich denken kann, also so 5./6. Klasse, haben wir als Band zusammengefunden. Und tatsächlich auch genau so, wie du uns da gesehen hast, zu fünft. Wir sind jetzt zwar halt nur zu viert in der Band, aber Merten, unser Live-Musiker im Prinzip, war damals halt auch schon mit dabei. Und wir kennen uns einfach schon so Ewigkeiten lange. Mit Merten war ich auch schon im Kindergarten. (lacht) Und mein Bruder ist halt mein Bruder. Den Leo kenn ich tatsächlich vom Konfirmantenunterricht (lacht) und Feras war bei mir in der Schule. Es sind ungefähr zehn Jahre, irgendwie so. Wir hießen unterschiedlich, wir haben gecovert, also alles, was man so macht als Band haben wir gemacht.
Und wie kamt Ihr auf den Namen I Am Jerry?
Das hat 2008 dann irgendwie so… (überlegt) das kann ich dir eigentlich gar nicht so genau sagen. Wir haben da so eine Geschichte von wegen das hat mit dem Film „Spheres“ zu tun, in dem halt irgendein Alien sagt „my name is Jerry“, deswegen heißen wir so. Aber eigentlich heißen wir so, ich hab keine Ahnung, wer die Idee hatte, aber wir haben irgendwann gesagt „ja wir heißen jetzt einfach so“. Und wir dachten uns dann, wir machen jetzt deutsche Musik – haben ein bisschen gewechselt, uns weiterentwickelt – sollten wir weiter I Am Jerry heißen? Weil das ja ein englischer Name ist und ja, sollten wir, weil wir schon so lange zusammen Musik machen und das nicht verneinen sollten oder umbenennen, weißte? Das ist jetzt vielleicht nicht der allergeilste Name oder vielleicht doch und der ist halt auch Englisch, aber es ist uns halt irgendwie egal. Weil es beschreibt uns halt ganz gut, weißte?
Auf jeden Fall ist es leicht zu merken, einprägsam. Es ist jetzt nicht sowas wie „Herzsynapsen“ oder so, sag ich mal.
(lacht) Ach! Das geht ja noch. Ja da haste schon recht, das mit dem Jerry ist schon halbwegs einprägsam und eigentlich muss man ja schon fast sagen, dass Bandnamen eigentlich egal sind.
Das stimmt, wenn die Musik geil ist, dann ist das Nebensache.
Ja genau, Beatsteaks zum Beispiel ist ja auch ein geiler Name, aber es weiß auch keiner, was jetzt genau damit gemeint ist. (lacht)
Warum habt Ihr von Englisch auf Deutsch gewechselt?
Weil das irgendwann so ein Umbruch war, ich weiß nicht. Ich glaub, das tust du einfach irgendwann. Du fängst halt erst mal auf Englisch an, weil du das wohl cooler findest und du bist auch erst mal in der Sprache geschützt, du bist zwar eingeschränkt, aber es ist ein bisschen egaler. Hier in Deutschland ist es egaler auf Englisch irgendwas zu singen, als auf Deutsch irgendwas zu singen. Deswegen ist es auch erst mal so ein bisschen Schutz und du drückst dich damit aus. Aber irgendwann haben wir festgestellt, dass es auf Deutsch doch wesentlich klarere Aussagen gibt und auch viel natürlicher / authentischer ist. Auch weil wir nicht auch nur im Ansatz so gut Englisch sprechen können, wie wir Deutsch sprechen können. Obwohl wir viel auf Englisch gucken, eigentlich auch fast nur hören. Aber trotzdem war unser Gedanke das, was wir so machen als Band müssen wir auf Deutsch hören. Und deswegen haben wir dann irgendwann auf Deutsch gewechselt.
Jetzt ist ja auch gerade wieder eine Zeit, in der deutsche Bands mehr Anklang finden bzw. die deutsche Sprache in der Musik auch wieder mehr Anerkennung findet beim Publikum.
Irgendwie schon, irgendwie schon. Wir haben das aber schon lange vorher entschieden, das hatte wenig damit zu tun, dass es jetzt so ist. Es ist gut, dass es jetzt so ist, auf jeden Fall, auch für uns. Aber das hat nichts mit unserer Entscheidung irgendwann mal zu tun gehabt, dass wir gesagt haben, dass wir Deutsch machen. Und genau umgekehrt, könnten wir uns jetzt kaum noch vorstellen was auf Englisch zu machen.
Also ich finde es tatsächlich auch ganz gut und das, obwohl ich persönlich jetzt nicht der Riesenfan von deutschsprachiger Musik bin.
Das ist schon mal schön, das ist auch genau das, was wir eigentlich machen wollen! Wir wollen ja eigentlich genau das machen, was wir hier eigentlich vermissen, weißte? Und von daher ist es ja schon mal gut, dass wir bei dir auch ankommen. (lacht)
Definitiv, da habt Ihr einen Pluspunkt! Ihr habt ja auf der Bühne auch ganz offensichtlich eine Menge Spaß. Ist das das, was Ihr schon immer machen wolltet oder seid Ihr da ein bisschen reingeschlittert, dadurch dass Ihr so früh zusammen gekommen seid?
Das ist einfach ein schleichender Prozess. Also wir machen das einfach schon immer. Ich kenn es gar nicht, das nicht zu tun, weißte? Und dadurch ist es für mich normal und ich mach das sehr, sehr gerne, auf jeden Fall! Aber das hat sich so rauskristallisiert über die Jahre, weißte? Ich hab nicht mit 14 gesagt „boah in 10 Jahren sind wir bei Warner gesigned und dann spielen wir auf dem Hurricane“. Also wenn mir das jemand gesagt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich geweint und hätte mich nur gefreut, aber ich hätte es nicht geglaubt. Also irgendwie war es immer ein Traum, aber nicht so verbissen, weißte? Schon mit der Zeit wurde es immer klarer, dass man irgendwie genau das jetzt auch macht.
Seid Ihr denn auch von der Ausbildung her in die musikalische Richtung gegangen oder habt Ihr eigentlich was anderes gelernt und die Musik hat Euch jetzt einfach mehr beansprucht und mehr gegeben, als ein „normaler“ Beruf?
Nee, also… Musikalische Ausbildung, also ich spiele seit ich fünf bin Klavier und hatte auch Unterricht und hab auch Jazzklavier und so einen Kram gemacht und sonst haben wir eigentlich nur alle unser Abitur gemacht mit Musik-LK (lacht) und mehr dann auch nicht. Und schon bevor wir das Abitur hatten, haben wir bei Rock am Ring gespielt und so hat sich das alles so eingetrudelt und auch mit der Plattenfirma, sodass wir danach ganz klar gesagt haben, dass wir auch nur das machen. Wir haben nie was anderes gemacht und wollen’s auch nicht. Wir kennen halt alle sowas wie einen 400€-Job, in dem man irgendwas Dämliches tut. Und dabei habe ich auch schon festgestellt, dass ich nicht mal im Ansatz irgendwas anderes tun könnte, für das ich so viel Energie aufbringen könnte, verstehste? Also ich könnte mir nicht vorstellen Wirtschaftswissenschaften zu studieren – obwohl ich dafür eingeschrieben bin – da so viel Energie reinzustecken, wie in dieses Thema. Das zeigt mir ja eigentlich schon, dass ich genau das Richtige mache. Und ich hoffe, dass für andere Menschen, die Wirtschaftswissenschaften studieren, das das genau Richtige ist und sie genauso viel Energie reinstecken, wie ich in das andere Thema. Dass halt jeder seinen eigenen Weg findet, das Richtige zu tun. Ich krieg das bei so vielen Menschen mit, die halt nicht das machen, was sie machen wollen. Dann studieren sie dies, dann das, dann wissen sie nicht hier und da… sie wissen einfach nicht, was die richtige Erfüllung für sie ist und das finde ich halt schade. Viele freuen sich nur auf den Freitag und jeder Montag ist die Hölle. Für mich ist eigentlich jeder Tag gleich, weil ich immer das Gleiche mache und ich freue mich jeden Tag darauf.
Das ist ziemlich beneidenswert! Und jetzt habt Ihr drei ganze Jahre im Studio verbracht, wie war das so?
Man hat einfach Unmengen von Songs geschrieben und entschieden, was man am Ende wirklich auf dieser Platte haben will.
Macht Ihr das dann alles zusammen oder schreibt einer die Harmonien, ein anderer die Texte usw.?
Jeder hat da so seinen eigenen Input, sag ich mal. Da gibt’s mal da eine Melodie, dann schreibt mal da einer einen Text… wir sind da schon immer alle zusammen, dass alle irgendwie damit zu tun haben.
Deshalb könnt Ihr wohl auch so abwechslungsreich sein oder? Bei fünf bzw. letztendlich vier Leuten..
Jaja, auf jeden Fall! Das kommt auch noch mit dazu. Ja, genau. Wir hören halt auch so unheimlich viel unterschiedliches Zeug. Und dadurch, dass irgendwie alle schreiben, kommen so viele unterschiedliche Dinge zusammen, die aber trotzdem irgendwie zu uns gehören. Wir achten aber auch darauf, dass wir nicht Dinge zweimal machen.
Das mit dem großen Publikum kennt Ihr schon von den Festivals. Wären Euch große Hallen auch lieber, als kleine stickige Clubs oder brennt es da erst richtig?
Das ist total schwierig. Natürlich haben wir Bock eine große Halle zu bespielen, gar keine Frage! Ich finde, dass wir teilweise auch sehr große Musik machen und die teilweise auch besser in eine große Halle passt, als in einen kleinen Laden. Also zum Beispiel „Wir woll’n die Sonne seh’n“ ist auch mehr Stadion, als Molotov. Und von daher würde es sich sicher auch gut anfühlen in so einer Halle oder großen Location zu spielen. Aber da muss man halt auch irgendwie hinkommen. Wär mega geil (lacht)
Ich wünsche es Euch auf jeden Fall! Obwohl ich sagen muss, in so einem kleinen Club, wie im Tower in Bremen, kam auch der Song ziemlich gut. Ich kann es mir in groß vorstellen, aber Ihr habt trotzdem auch so den ganzen Laden gerockt.
Ja mega gut. Es ist vor allem auch ganz wichtig, dass so eine Energie da ist. Also wenn ich mir Bands angucke ist es für mich immer wichtig, was die für eine Energie ausstrahlen. Was schwappt über von der Euphorie, die die Band auf der Bühne hat. Und da hoffen wir zumindest und geben unser Bestes, dass da möglichst viel Energie da ist, die das Publikum dann auch wahrnimmt. Gerade in so kleinen Clubs merkst du das natürlich umso mehr, wenn direkt vor dir einer unheimlich abgeht und sowas find ich auch geil.
Das gelingt Euch in jedem Fall auch sehr gut. Wen würdest du denn als musikalisches Idol bezeichnen und warum?
Das ist total schwer! Früher war mein absolutes Idol der Typ von Disco Ensemble, falls du die kennst, ist auch eine ganz kleine Band. Die fand ich großartig. Ansonsten hab ich’s nicht so mit Idolen. Ich mag die Arctic Monkeys sehr gern, zu ihren Indie-Zeiten fand ich die Killers unfassbar gut, obwohl Brandon Flowers jetzt nicht grad dafür bekannt ist, dass er ultra abgeht, aber das ist wieder was anderes, weißte?
Da stimmt dann die Musik einfach.
Richtig, die mag ich halt total gerne. Und auch sowas wie Kanye West, weißte? Unfassbar auf jeden Fall für mich. Also ich würde mich da niemals festlegen wollen, wer da mein Idol ist, kann ich auch gar nicht. Hab ich auch nicht in dem Maße.
Das ist auch gut, man sollte ja irgendwie man selbst bleiben.
Ja eben, man macht schon so sein Ding. Andererseits – du musst dir das so vorstellen, wenn ich mich nicht so viel bewegen würde auf der Bühne, würde ich das komisch finden. Also es ist schon genau so, wie ich denke, wie es sein muss für uns.
Das sieht man dir auch an. Also es wirkt nicht, als würdest du eine Rolle spielen oder als wärst du in irgendeinen Charakter gepresst, sondern als wärst du das.
Genau, das ist auch das Wichtigste. Das ist dann auch das, was glaube ich zu uns passt.
Aber ich muss sagen, das kenne ich von Vorbands gar nicht so. Als Ihr angefangen habt zu spielen, da war ich richtig überrascht und dachte „Wow, der hat richtig Bock!“
Das ist natürlich mega cool, dass du das so wahrgenommen hast. Das ist halt wie wir meiner Meinung nach sein müssen auf der Bühne. Aber trotzdem find ich Brandon Flowers halt mega gut. (lacht)
Das halten wir mal so fest, er ist einfach cool. Internationaler Erfolg ist auch mit deutschen Texten möglich. Wäre das auch was für Euch oder bleibt Ihr lieber in bekannten Gefilden?
Nee, das wär zu 100% was für uns. Also wir würden das lieben! Was gibt es besseres, als die Welt zu bespielen und rum zu reisen? Es ist natürlich schon großartig hier in Deutschland, Österreich, Schweiz durch die Gegend zu tingeln. Allein Deutschland ja auch mal kennenzulernen. Ich war noch nie in so vielen deutschen Städten. Oder auch auf den ganzen Festivals, das erlebt man ja nicht so, wenn man das nicht tut, sag ich mal. Und das ist momentan einfach nicht in Worte zu fassen. Das wär das Allerallerallerfetteste, aber davon wage ich gar nicht zu träumen, um ehrlich zu sein. (lacht)
Also im näheren Umfeld wäre das schon durchaus drin. Der große Amerika-Durchbruch, okay, der ist schon für englischsprachige Künstler schwierig, aber sonst…
Ja klar, definitiv. Also ich fänd schon England cool, Frankreich, Schweden, all sowas. Gar keine Frage. Natürlich wünsch ich mir das, aber ausgehen tu ich davon erst mal nicht. Ich freue mich einfach nur, wie es jetzt ist und wir bald auf unsere eigene Tour gehen und unser Bestes geben.
Das ist ja auch das Schönste, so viele Menschen mit der Musik zu erreichen. Gibt es irgendetwas, das du den Jüngeren mit auf den Weg geben möchtest?
Ich finde jungen Menschen kann man nur mit auf den Weg geben, dass sie doch bitte zur Hölle das tun sollen, wo sie gut drin sind, was ihr Talent ist und was sie am meisten mögen. Das ist finde ich das Wichtigste im Leben, dass man das irgendwann erkennt. Ich seh es einfach viel zu oft, dass Menschen dann unglücklich sind. Man hat es ja irgendwo auch selbst in der Hand. Genau das erzählt ja auch unser Song „Wir woll’n die Sonne seh’n“. Dass man immer erzählt, irgendwann tun wir dies und das und man macht es letztendlich nie und das ist einfach falsch.
Das Interview führte Maria