Bring Me The Horizon – Sporthalle, Hamburg

 

„The world has coalesced“

Into one giant mess of hate and unrest

So let’s sing along a little goddamn louder

To a happy song and pretend it’s all okay

Let’s go

Sing along

Let’s sing along

A little fucking louder

Well don’t you feel so much better…“

 

Auch wenn es der Name der Venue vielleicht anders vermuten lässt, kein Zumba-Workout oder Yoga-Kurs treibt mich heute in die Alsterdorfer Sporthalle sondern – genau, ein Konzert und zwar Bring Me The Horizon. Ein Plätzchen am Rande ist schnell gefunden und mit der Apfelschorle in der Hand warte ich gespannt auf die Vorband. Bei Facebook hatte ich nur While She Sleeps in der Ankündigung gesehen, umso überraschter bin ich, als ich den Basement Banner auf der Bühne erblicke. Somit geht es an diesem Donnerstagabend auch früh los. Punkt 19:30 gehen die Lichter aus und der Spot, oder eher die Musik an.

Die jungen Briten haben mich durch ihr neues Album ‚Promise Everything‘ positiv überrascht und ich bin neugierig wie sie live auf der Bühne sind. Der Saal ist noch nicht ganz gefüllt, als sie die Bühne betreten. Die wunderschöne Stimme des Sängers fasziniert mich sofort: überraschend sanft und klar, ganz anders, als ich es von einer Rock/Hardcore Band erwartet hätte. Asche auf mein Haupt, immer diese Klischees… Vielleicht sind sie dem restlichen Publikum zu sanft oder die Gäste sind einfach nur noch nicht in Stimmung gekommen, aber der Bär steppt nicht gerade. Ziemlich schade, denn für mich waren sie wirklich eine schöne Einleitung für dieses Konzert. Auch wenn sie im Nachhinein betrachtet, von der Stimmung her leider hinter den anderen beiden Bands lagen, finde ich doch, dass man mal in ihre Platten hinein gehört haben muss. Ich hoffe, ich habe irgendwann die Möglichkeit sie in einem kleineren und intimeren Club zu sehen. Dort wirken sie sicher um einiges besser.

Am Anfang bin ich mir noch nicht sicher, ob mir While She Sleeps so zusagen. Ja ich gestehe, ich bin dann doch sanftere Töne gewöhnt. Nichtsdestotrotz machen die Jungs aus Sheffield Stimmung und das nicht zu knapp. Es wird gemosht und die Wall of Death kommt bei fast jedem Lied zum Einsatz. Von der Tribüne hat man einen grandiosen Überblick auf das feiernde Publikum, aber auch auf den Sitzplätzen wird eher getanzt als gesessen. Sehr sympathisch sind auch die Abklatscher mit den Crowd surfenden Fans, die sich ihren Weg zum Bühnengraben bahnen. Da wird man dann auch schon mal zurückgepfiffen, um sich ordentlich die Hand zu geben. Das Lächeln auf dem Gesicht des Lead Sängers lässt keinen Zweifel daran, dass sie mindestens genauso viel Spaß auf der Bühne haben, wie die Menschen davor. Ich würde ja gerne etwas über die Texte schreiben, aber ich muss gestehen…. viel verstehe ich davon akustisch nicht. Ich werde das wohl in Ruhe zu Hause nachholen müssen.

Nach der gewohnten Umbaupause ist es nun soweit und der Hauptact betritt die Szenerie. Mit ‚Happy Song‘ legen Bring Me The Horizon gleich einen Knallersong aufs Parkett. Ganz nach dem Motto des Songs wird von der Menge kräftig mitgesungen. Die erste Konfetti-Kanone wird gezündet und nun ist auch der Letzte aus seiner Lethargie gerissen. Ich weiß nicht, wie es sonst auf Metal-Konzerten aussieht, aber die Bühne entpuppt sich als ein echter Hingucker. Eindrucksvolle Bilder zucken über die Video-Leinwände und untermalen jeden Song in den buntesten Farben. ‚Germany, show me a fucking Circle Pit‘ – gesagt, getan. Bei ‚The House of Wolves‘ geht es schon von Anfang an heiß her und die Sporthalle verwandelt sich doch noch zum Schwitz- und Sportort. In solchen Momenten würde ich dann allerdings gern mal mitten im Geschehen sein, nicht wegen des genannten Schweißes und des Sports, sondern um mal ein ganz anderes Feeling, als bei meinen sonstigen Konzerten mitzuerleben. Auch wenn so manche Besucherinnen von Pop- und Rock-Konzerten nicht unbedingt weniger Ellenbogen zeigen, traue ich mich das heute Abend noch nicht.

Gallische Klänge durchfluten die Halle, ‚Shadow Moses‘ wird großartig durch ‚The Best Is Yet To Come‘ von Aoife Ní Fhearraigh eingeleitet. Ob da nun die Begeisterung für ein Game dahinter steckt oder es einfach nur gefällt, der Soundtrack macht auch hier bei dem Konzert eine gute Figur und passt perfekt zum nachfolgenden Rocksound. Wie anhand der Texte nur unschwer zu erkennen ist, liegen harte Zeiten hinter dem Sänger. Die Band nimmt einen mit auf die Reise in finstere Gefühlswelten und behandelt die Tiefen der letzten Jahre im Leben von Oliver und Co. Das Intro von ‚Doomed‘ treibt mir, sentimental wie ich bin, die Tränchen in die Augen. Untermalt wird das Ganze von einem Meer von Blumen auf der Leinwand. Einfach rundum schön. Vom unentwegten Gehüpfe und Gedrehe ist nun auch Oliver Skyes warm geworden und der ohnehin viel zu mollige Pulli muss sich verabschieden. Ein Wunder, dass der so lange durch gehalten hat bei der Dynamik, die Skyes auf der Bühne an den Tag legt. Wer kennt das nicht? Manchmal endet auch die beste Freundschaft übel und man kann sich nicht entscheiden, ob man traurig oder wütend ist. Für diesen Kummer ist ‚True Friend‘ genau das Richtige, um sich abzulenken und ein bisschen abzureagieren. Ich frage mich immer noch, wie man von normalem Gesang zu Brüllen wechseln kann, als wäre es das normalste der Welt und das für ein ganzes Konzert bzw. für eine ganze Tour. Bei Bring Me The Horizon ist die Mischung zwischen beidem angenehm ausgeglichen, womit sie es nun auch in meine tägliche Playlist geschafft haben.

Ein weißer Konfetti-Regen, der an Schnee erinnert, legt sich über die singende Menge, als die letzten Zeilen des Abends durch den Raum schallen. ‚Who will fix me now? Dive in when I’m down? Save me from myself… don’t let me drown‘. Passendere Worte kann man zum Abschied nicht finden. Mit klopfendem Herzen und einem Lächeln auf dem Gesicht mache ich mich auf den Weg nach Hause und erzähle gefühlt jedem, wie toll dieses Konzert war. Nichtsdestotrotz kann ich jeden Fan verstehen, dem das Halbplayback stinkt oder dem die Bühnenshow zu poppig ist. Auch, dass sie bis auf einen Song nur die letzten beiden Alben gespielt haben, ist für alteingesessene Fans sicherlich schade. Aber für mich als Newbie war es ein tolles Konzert mit einer super Stimmung und einer außergewöhnlich schönen Bühnenshow. Beim nächsten Mal bin ich gewiss wieder dabei und vielleicht klappt es dann auch mit dem Mitsingen.

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J.S.

Setlist:

  1. HAPPY SONG
  2. GO TO HELL, FOR HEAVENS SAKE
  3. HOUSE OF WOLVES
  4. AVALANCHE
  5. THE BEST IS YET TO COME (Aoife Ni Fhearraigh Song)
  6. SHADWOW MOSES
  7. CHELSEA SMILE
  8. FOLLOW YOU
  9. SLEEPWALKING
  10. DOOMED
  11. CAN YOU FEEL MY HEART
  12. ANTIVIST
  13. THRONE
  14. ————————–
  15. TRUE FRIENDS
  16. OH NO
  17. DROWN

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