I Heart Sharks – Uebel & Gefährlich, Hamburg

 

 

„Never let me feel alone

Love me till our hearts explode.

I don’t wanna go home I just wanna get lost, I wanna get lost forever

I wanna get lost with you, I wanna get lost with you

I don’t wanna grow up I just wanna get lost, I wanna get lost forever

I wanna get lost with you, I wanna get lost with you…“

 

 

Es ist soweit, das erste Konzert im Jahr 2017 steht an und dann sind es auch noch die Jungs von I Heart Sharks! Und das in einer meiner Lieblingsvenues, dem Hamburger Uebel & Gefährlich – besser geht es kaum! Der klapprige Fahrstuhl rattert, als wir uns auf den Weg in den vierten Stock des alten Bunkers machen. Natürlich hätten wir auch die Treppen nehmen können, aber die Erfahrung sagt mir, dass wir uns heute Abend noch genug bewegen werden und ja, wir sind faul. Oben angekommen ist die Schlange noch nicht so lang, wie ich befürchtet hatte und wir sind unter den knapp zehn Ersten, die flugs durch den Einlass schlüpfen. Umso besser für uns, denn so können wir uns den besten Platz aussuchen und der ist heute auf der seitlich im Raum gelegenen Mini-Empore mit perfektem Blick auf die Bühne und unserem Alter angemessenem Haltegeländer.

Brockhausen sagt euch sicherlich genauso wenig wie mir, aber die Band BLASSFUCHS, die aus diesem beschaulichen westfälischen Örtchen stammt, sollte man sich auf jeden Fall merken. ‚Soundtrack Of Your Dorfjugend‘ heißt es auf der Seite der vier Jungs und das passt auch zum vorwiegend jungen Publikum, welches heute Abend den Raum füllt. Auch vom optischen Stil her könnte man sie als ‚Hipster mit Dorfcharme‘ bezeichnen, wenn man die weißen T-Shirts, deren Ärmel lässig aufgerollt wurden oder die typischen knöchelfreien Hochwasserhosen bedenkt. Musikalisch erinnern sie zwar ein bisschen an die Band, deren Support sie heute sind, aber BLASSFUCHS sind kein schlapper Abklatsch. Ganz im Gegenteil. Klarer Sprechgesang trifft ausgefeilte Gitarrensounds und melodische Elektro-Einflüsse. Gesungen wird auf Deutsch und mir gefallen vor allem die nachdenklichen Texte, die der Generation Y aus dem Herzen sprechen. Zukunftsfragen, Herzschmerz und all die anderen Probleme, die man auch in seiner Jugend hatte, werden in gut durchdachte Zeilen verpackt und gekonnt musikalisch untermalt. Der Dutt des Bassisten hüpft im Takt, auch wenn die Gäste vor der Bühne noch ein bisschen still stehen. Vielleicht ist es Zufall, vielleicht auch nicht, aber ich finde es angenehm, dass nach ‚I Am Jerry‘ ein weiterer deutschsprachiger Act für die Sharks als Vorband dient. Auch wenn die Stimmen der beiden Sänger nicht sonderlich einzigartig sind und der Modestil definitiv Geschmackssache ist, brauchen sich BLASSFUCHS keinesfalls verstecken. Trotz des regen Treibens der wartenden Menge haben sie zwar noch etwas schüchtern, aber versiert gezeigt, was in ihnen steckt und sie machen Lust auf mehr.

Doch nun ist es Zeit für die eigentlichen Helden des Abends. Ganz im weiß / beigen Partnerlook betreten die vier Jungs von I Heart Sharks die Bühne und ich freue mich, sie endlich wieder zu sehen. Mit ‚Hideaway‘ stimmen sie den Abend gleich mit einem neuen Song ein, der mich auch augenblicklich in die richtige Stimmung versetzt. Der Fuß fängt an zu wippen und ich groove sogleich zum 80er Synthie-Pop-Song der gleichnamigen Platte. Zunächst kommt die Stimme von Frontmann Pierre Bee noch nicht so ganz rüber und wird meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr von den Instrumenten überdeckt, was sich aber glücklicherweise schnell ändert. ‚Let’s just pretend it’s summer…‘ – auch wenn es draußen kalt ist und der Zwiebellook momentan zur Grundausstattung gehört, bringen sie mit ‚Summer‘ ein Stück kribbeliges Sommerfeeling in den tristen Bunker. Es wird langsam warm vom steten Gehüpfe und auch auf der Bühne ist kräftig was los. Nicht nur die Bühnenlichter verzaubern einen mit ihren tollen Farben, auch die Gitarristen sind ganz in ihrem Element und tanzen entspannt über die Bretter. Nach etlichen Live-Shows haben I Heart Sharks immer noch sichtlich Spaß an dem, was sie tun und von ihrer Publikumsnähe rein gar nichts eingebüßt. Ich muss schmunzeln als ‚Back Home‘ gespielt wird, das eigentlich auch ‚Back Höm‘ heißen könnte. Als Fan des britischen Akzents bin ich immer wieder begeistert, dass Pierre Bee seinen beim Singen auch beibehält. Ein Markenzeichen, das sie mir nur noch sympathischer macht. Wie erhofft, wird mit ‚The World Is Yours‘ direkt im Anschluss an das peppige ‚Suburbia‘ ein weiterer Knallerhit angestimmt. Ob nun auf dem Smartphone über Kopfhörer oder live, es ist schlichtweg ein totaler Ohrwurm. Was die Live-Version für mich noch besser macht, sind die betont monotonen und urkomischen deutschen Übersetzungen, die Gitarrist Simon zwischendrin einwirft. Einfach immer wieder ein Schmunzler.

Es ist wirklich eine ganz besondere Liebesbeziehung: seichter 80s Elektro-Pop macht mit beschwingtem Indie-Rock rum und sie haben einfach ganz wundervolle Babies. Eins davon ist ‚Hideaway‘ und die neuen Songs sind so gut ausbalanciert, eingängig und mitreißend, dass sie live nur punkten können. Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass sie weiterhin so viele von den alten Songs in ihrem Set haben. Zumal ich bei den Neuen noch nicht ganz so textsicher bin, wie es bei den älteren der Fall ist. Trotz des leicht verpatzten Einstiegs am Anfang, klappt es im Refrain dann doch ganz gut mit dem ‚Ehoh, Ehoh‘ von ‚Karaoke‘ und die Menge singt begeistert mit, wenn ihre Zeit gekommen ist. Das war nur der Vorführeffekt, keine Panik. Mit dem nächsten Stück erfüllen die Sharks mir meinen heimlichen Herzenswunsch am heutigen Abend und ich platze fast vor Freude. ‚Neuzeit‘ ist einfach immer wieder ein super gute Laune Song, ob nun in der Bahn am Montagmorgen oder wie eben jetzt, auf einem ihrer Konzerte. Die Menge hüpft und selbst bis in die hintersten Reihen steht keiner mehr still. Die deutschen Zeilen klingen immer noch ein wenig schief und ich hoffe, das wird sich auch niemals ändern, denn es gehört einfach dazu und macht den besonderen Charme des Liedes aus. Mit ‚Meet Me In The Nowhere‘ geht es gleich weiter und man kann sich gar nicht retten vor Songs, die unsere kleine Empore wackeln lassen.

Schon ist es Zeit für den obligatorischen Abgang von der Bühne – leider. Aber um noch einmal ein kleines Highlight zu schaffen, wird die Bühne kurzerhand in die Mitte des Raumes verlegt, wo im Schein einer Stehlampe das gefühlvolle ‚Easy‘ zum besten gegeben wird. Kuschelstimmung zum Anfassen: Pierre Bee und Gitarrist Simon machen deutlich, dass sie MIT uns feiern möchten und nicht nur VOR uns. Da der Meister an den Drums nicht so viel dabei zu tun hat, gönnt er sich eine kleine Verschnaufpause, bis es mit ‚Lies‘ und ‚To Be Young‘ weiter geht. ‚I’ve heard so many lies about an easy life, we’ll take time to be young…‘ mit diesem Song schließen sie das Konzert perfekt ab und alle nutzen die drei Minuten noch einmal um auszuflippen. Fühlt sich nicht jeder manchmal ein bisschen älter, als er eigentlich ist? Der beste Weg sich wieder jung und frei zu fühlen, ist für mich immer noch ein Konzertbesuch. Auch on stage wird noch mal alles gegeben, bis Pierre’s Stimme schon leicht versagt und mit einem ‚Wir waren I Heart Sharks – und ihr wart großartig!‘ verabschieden sie sich nun endgültig von der Bühne. Aber nicht ohne vorher noch ein Bild von der glücklichen und zufriedenen Masse zu machen.

Es ist zwar die größte Location, die sie bis jetzt in Hamburg gespielt haben, aber leider schwappte die Stimmung nicht ganz so über, wie es letztes Jahr im Bremer Tower der Fall war. Dort war es zwar eng, die Atmosphäre allerdings einfach unglaublich verrückt. Schade, denn die Jungs haben sich wirklich alle Mühe gegeben das Publikum einzubeziehen, wo es nur ging. Ob es nun beim Mitsingen war oder als Gitarrist Simon ins Publikum verschwand und seinen Weg zurück zur Bühne durch einen kleinen Crowd Surf gefunden hat. Im Vorfeld wurde, wie auch bei der letzten Tour, sogar via Facebook gefragt, welche Songs gespielt werden sollen. Auch wenn ‚Dots Dots Dots‘ nicht mehr dabei war, wurde ich doch bei der Songauswahl nicht enttäuscht. I Heart Sharks haben vielleicht nicht immer die tiefgründigsten Texte, aber manchmal braucht man das auch gar nicht. Von Zeit zu Zeit darf auch die Emotion überwiegen und diese Band ist schlichtweg ein Garant für einen stressfreien Freudentaumel. Wollen wir hoffen, dass die Location nächstes Mal wieder ausverkauft ist, denn diese unglaublich talentierte Band hat es definitiv verdient. Wer an diesem Abend nicht mit einem Lächeln im Gesicht und ziemlich aus der Puste den Raum verlässt, der hat eindeutig etwas falsch gemacht. Ich schnappe zwar auch ein paar kritische Stimmen auf, denen die neuen Songs besser gefallen und die mit ‚dem alten Zeug‘ nicht so recht etwas anfangen können, aber das ist Entwicklung, das ist Veränderung und auch das Publikum ändert sich nun einmal mit. Nach dem gefühlt hundertsten Mal ‚man war das schön, es hat so Spaß gemacht‘ bin ich schon von mir selbst genervt aber: Man es war wirklich schön und es hat so Spaß gemacht! Vielen Dank für den tollen Abend und bis zum nächsten Mal. Es wird ganz bestimmt nicht das letzte Konzert von ihnen gewesen sein, das ich besuchen werde.

J.S. + M.F.

Setlist:

  1. HIDEAWAY
  2. WALLS
  3. SUMMER
  4. THE WATER
  5. LOST FOREVER
  6. WOLVES
  7. BACK HOME
  8. MY ARMS
  9. SUBURBIA
  10. THE WORLD IS YOURS
  11. KARAOKE
  12. NEUZEIT
  13. MEET ME IN THE NOWHERE
  14. WE USED TO TALK

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  1. EASY
  2. LIES
  3. TO BE YOUNG

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