Giant Rooks Interview

When I’m shivering in the morning dust again
Then I sliver stale bread and give it to the doves
They’re fluttering around me at the old market-place
And then I worship somehow when we’re thinking out loud

What’s the chapel of mine?
I begged you as we walked the brown meadows
All colours were much more intense cause it’d rained before

Eben waren sie noch Support für Von Wegen Lisbeth und keinen Monat später geht es schon auf eigene Headline-Tour durch die Lande. Die Rede ist von den Newcomern Giant Rooks, die es am 12.02.2017 abermals nach Hannover verschlägt. Die 2014 gegründete Band aus Hamm, räumt derzeit kräftig ab und veröffentlicht mit ‚New Estate‘ bereits ihre zweite EP. Viel Zeit für Sightseeing bleibt auf Achse leider nicht und so ist das kulturelle Highlight Hannovers heute nur der Besuch im The Harp gegenüber der Venue, deren Burger immerhin eine lobende Erwähnung in unserem anschließend geführten Interview wert sind. Das ist ja auch schon etwas.

Normalerweise rechnet man bei Live-Auftritten so junger Künstler mit einigen Startschwierigkeiten, das Konzert im Lux ist jedoch rasch ausverkauft und das Publikum an diesem Abend ein bunt gemischter Haufen aus Teenagern in Begleitung ihrer Eltern und Indie-begeisterten Studenten. Die Vorband Pari-San bietet mit ihrem mutigen Mix aus Beatboxing und orientalischen Gesangseinlagen zum Rhythmus ausgefeilter Elektrobeats eine interessante Einleitung. Nicht nur die beeindruckende Stimme der iranisch-stämmigen Sängerin Pari Eskandari lässt einen mit vor Staunen geweiteten Augen zurück, auch das unglaubliche Mundwerk von Keyboarder und Beatboxer Paul Brenning raubt einem den Atem. Zwar wirkt das Berliner Duo schon beinahe verloren auf der Miniaturbühne, jedoch sprüht es nur so vor Energie und vor allem Talent. Gewöhnungsbedürftig ist das Ganze, zugegeben, aber nicht ohne Grund gehören sie auch für die Giant Rooks zu den Neuentdeckungen des Jahres, denen eindeutig mehr Aufmerksamkeit zuteil werden sollte, wie uns Sänger Frederik Rabe verrät.

Kaum haben sich die fünf Hammer Jungs den Weg durch die Menge gebahnt, geht es auch schon los und mit einer unerwarteten Präzision werden neben bekannten Songs wie ‚Småland‘, ‚New Estate‘ oder ‚Small‘ auch eine Reihe neuer Lieder zum besten gegeben. Doch nichts überbietet die nachdenkliche Ballade ‚Chapels‘ auf engstem Raum, im stickigen Gedränge. Hier zeigt sich das wahre Talent der Musiker in Perfektion, auch wenn man den so tiefsinnigen und wundervoll lyrischen Texten, die live leider noch etwas nuscheliger klingen, als auf Platte, nicht wirklich folgen kann. Ihre Bühnenpräsenz schwankt zwar zwischen abgeklärter Routine und sympathischer Unsicherheit, rein musikalisch kann man ihnen jedoch nichts absprechen. Jeder Ton sitzt perfekt, jede Note bleibt im Rahmen. Auch das Publikum steigert sich von anerkennendem Klatschen zu begeisterten Pfiffen und Gejohle. Erfolg auf ganzer Linie. Selbst mit dem Bob Dylan Cover ‚I Shall Be Released‘ übernehmen sich die Herren auf der Bühne nicht und das obwohl sie wissen, dass man Bob Dylan eigentlich nicht covert. „Wir haben es trotzdem getan.“, flachst Sänger Frederik Rabe noch herum und glänzt anschließend mit einer Stimme, die den gesamten Raum ausfüllt. Selbst als beim letzten Lied nur noch er zu hören ist, ohne Mikrofon und in vollkommener Stille, trägt er jede Zeile bis in die hinterste Ecke des Raumes und so schließen Giant Rooks mit einem Gänsehautmoment ein überaus gelungenes Konzert.

Auch wenn die Stimme Frederik Rabes vielleicht kein großes Spektrum bietet, ist der kratzig rauchige Klang ähnlich unverwechselbar, wie die Henning Mays von AnnenMayKantereit, die sich in letzter Zeit in einer Diskussion über ihre angeblich zu unpolitische Haltung wiederfanden. Gitarrist Finn Schwieters kann dies nur schwer nachvollziehen „Man muss als Musiker nicht unbedingt politisch sein. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, was er zu sagen hat. Es ist schön, dass es so eine große Bandbreite an Musikern und Künstlern gibt, da muss nicht jeder für alles stehen und es politisch verpacken. Eine Band muss nicht alles abdecken.“ Auf die Frage, ob es denn auch Themen gäbe, über die sie als Band niemals schreiben würden, fügt er hinzu „super unromantische Themen wie Donald Trump, Hausbau oder Lokalpolitik wären nichts für uns, weil sie keine Tiefe hergeben würden.“

Wer auf ein zeitnah erscheinendes Album hofft, wird sich noch gedulden müssen, wie Frederik Rabe gesteht: „Eigentlich ist noch gar kein Album in Planung, aber wir denken uns da noch was aus.“ Für den Anfang kann man sie 2017 unter anderem auf dem Chemnitzer Kosmonaut Festival und dem Watt En Schlick am Dangaster Strand erleben, wie uns Bassist Luca Göttner erzählt. Ob es die Jungs auch zukünftig durch den Dschungel des schnelllebigen Musikbusiness schaffen, bleibt abzuwarten. Wenn sie weiterhin so sauber abliefern und mit den Füßen fest auf dem Boden bleiben, stehen die Chancen gut. Potential haben sie allemal.

M.F.

 

Setlist:

  1. UNKNOWN SONG (GREAT WHITE THUNDER)
  2. BRIGHT LIES
  3. UNKNOWN SONG (GRONINGEN)
  4. SMALAND
  5. UNKNOWN SONG (KOPENHAGEN)
  6. UNKNOWN SONG (SCHUBERT)
  7. NIGHTINGALES OF THE WALLED CITY
  8. SLOW
  9. CHAPELS
  10. NEW ESTATE
  11. I SHALL BE RELEASED (BOB DYLAN COVER)
  12. MIA & KIRA (DAYS TO COME)

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  1. RITUALS
  2. ITCHY FEET

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