Manchester Snow Interview

Jede Band hat eine Geschichte – was ist Eure?

Manchester Snow: Eigentlich ziemlich klischeemäßig: Drei musikbegeisterte junge Buben lernen sich durch die Schule kennen (oder sind sogar fast Nachbarn) und haben eines Tages dann die Idee eine Band zu gründen. Alles Weitere war eigentlich genau so, wie man es sich vorstellt oder es aus Filmen kennt: komische Frisuren, noch komischere Songs und so nahm dann eigentlich alles seinen Lauf. Irgendwann wurde alles dann professioneller und jetzt stehen wir gut sieben Jahre später da und fahren unsere erste eigene Deutschlandtour mit Debütalbum im Gepäck. Von der Seite her betrachtet eigentlich ziemlich krass!

Der Name „Manchester Snow“ klingt wunderbar lyrisch, aber dennoch stellt sich mir die Frage: war „London Rain“ schon vergeben oder was hat es damit auf sich? (lacht)

Manchester Snow: Die Frage aller Fragen: „London Rain“ wär ja eigentlich auch cool, aber leider wissen wir gar nicht genau, wie es zu „Manchester Snow“ gekommen ist. Wir haben auch leider keine spannende Geschichte dazu. Tausend Namen waren da damals im Gespräch und der hat uns schlussendlich am Besten gefallen, obwohl niemand von uns je in Manchester war. Aber das ist meiner Meinung alles komplett egal, wenn du gute Musik machst und dich darauf auch fokussierst – würde die Garagen-Band von nebenan „Foo Fighters“ oder „The Killers“ heißen, würdest du den Namen sicher auch nicht gut finden!

Ruperts Stimme haut einen ja glatt aus den Socken, besonders wenn man Euch live sieht. Steckt da eine Gesangsausbildung dahinter oder bist du ein Naturtalent? 

Manchester Snow: Oh, danke für die Blumen – das freut uns besonders, da wir an unseren Stimmen eigentlich nach wie vor am Meisten feilen. Niemand von uns hat eine Gesangsausbildung, wir machen’s einfach und schauen dabei an unsere Grenzen zu gehen.

Ihr habt zwar schon seit geraumer Zeit ein paar Songs auf dem Markt, aber jetzt kommt die erste richtige Platte – wie fühlt sich das an?

Manchester Snow: Ziemlich gut. Auch wenn „Out Of The Woods“ jetzt schon über ein Jahr draußen ist, fühlt es sich immer noch ziemlich frisch an. Das liegt womöglich daran, dass in dem Album einfach so unfassbar viele Studio- und Proberaumstunden stecken und wir persönlich damit ein bisschen unsere Jugend abschließen. Raus aus unserem Wald, ab ins Ungewisse.

Was ist für Euch das Schwerste am Debüt?

Manchester Snow: Alles was man zum ersten Mal macht, ist herausfordernd. Aber beim Musik machen ist es eigentlich noch schwieriger, weil man ja nie weiß, ob das wofür man ewig arbeitet und sein Erspartes ausgibt, eigentlich auch irgendwen interessiert. Sicher ist die Musik für uns auch eine Art Selbsttherapie, aber wenn’s niemanden interessiert und nichts zurückkommt, macht’s irgendwann auch keinen Spaß mehr. „Out Of The Woods“ war wirklich eine Reise für uns, wo wir nie wussten, wohin sie uns führt.

Habt Ihr auch Angst in die große weite Welt zu ziehen oder ist es eigentlich nur unglaublich aufregend?

Manchester Snow: Auf keinen Fall, ganz im Gegenteil. Wir leben für’s live spielen und neue Orte und Menschen kennenzulernen. Sollte uns wer auf den Faröer Inseln buchen wollen – bitte immer her damit!

Jeder Künstler hat seinen eigenen Flow – was braucht Ihr, um kreativ sein zu können?

Manchester Snow: Zeit und Ruhe. Obwohl es eigentlich so ist, dass man die Ideen in stressigen, schwierigen Phasen sammelt oder wenn man unterwegs ist. Aber dann braucht’s auch die Zeit, um die Ideen zu verwerten und weiterzuspinnen. Auf Knopfdruck kreativ zu sein ist richtig schwierig, wobei das manchmal auch sein muss und auch gut sein kann!

Euer Video zu „Stranger“ ist nicht nur hochprofessionell, es ist auch ein wichtiges Statement in der gerade so aufwühlenden Zeit. Was ist Eure Message und hattet Ihr Einfluss auf die Gestaltung des Videos?

Manchester Snow: Wir wollten damals während der „Hochphase“ der Flüchtlingswelle einfach ein Zeichen setzen. Unsere höchst talentierten Videofreunde sind an uns mit der Idee herangetreten und wir haben dieses Projekt dann zusammen mit denen umgesetzt. Im Vorfeld haben wir uns gut überlegt, ob wir so ein Statement setzten wollen, weil wir uns eigentlich als unpolitische Band sehen, aber uns war und ist das Thema so wichtig, dass wir froh sind, es gemacht zu haben – Hetze und Diskriminierung, egal in welcher Form, geht für uns einfach gar nicht!

Wir wissen schon, was Ihr braucht um Songs zu entwickeln, aber anders herum ist’s auch spannend. In welcher Stimmung sollten andere Menschen Eure Musik denn am besten hören?

Manchester Snow: Beim Frühstücken, kurz bevor man in einen neuen Tag startet oder beim Autofahren. Eine bestimmte Stimmung braucht man für unsere Musik glaub ich nicht, weil stimmungsmäßig eigentlich alles dabei ist und die Musik dann hoffentlich eine bestimmte Stimmung auslöst.

Ihr seid gerade auf Tour durch Deutschland. Was war Euer bisher aufregendster Moment und gibt es vielleicht eine spannende/lustige Anekdote zu erzählen?

Manchester Snow: Eigentlich gibt es jeden Tag irgendetwas Absurdes. Aber lustig war unsere Ankunft in Dresden: Als wir zum Club kamen, wartete bereits eine ältere Dame auf uns und bat uns um unterschriebene Autogrammkarten. Schlussendlich haben wir für sie und ihre Enkelkinder auf einem Flyer unterschrieben. Dazusagen sollte man auch, dass es in Strömen regnete. In Hannover haben wir außerdem in einer Seniorenresidenz genächtigt, Rollatoren und Rock’n’Roll vertragen sich allerdings erstaunlich gut!

 

Das Interview führte Maria

 

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