Leoniden – Molotow, Hamburg

 

 

 

 

 

„I can’t get this far without your heart….“

 

 

 

 

 

Lange habe ich hin und her überlegt, ob unser Blog und die Welt bereit für einen weiteren Leoniden–Lobtext ist oder nicht, aber ich habe mich entschieden: Basta, die Welt muss damit leben (und unser Blog auch), denn auch noch Wochen nach ihrem Gig, muss ich schmunzeln, wenn ich mit den Leoniden in den Ohren durch die Hamburger Straßen schlendere und ab und zu sogar vergesse, dass ich nicht auf einem ihrer Konzerte bin.

Das Molotow ist an jenem Abend noch nicht sehr gefüllt, obwohl die Vorband bereits die Bühne betritt. In Sommershorts und Unterhemd betritt der Drummer von I Salute die Bühne und man denkt fast, der Sommer wäre ausgebrochen, doch schon nach kürzester Zeit wird mir klar, dass das knappe Outfit die passende Wahl für die Bühnen-Performance der beiden Wahlberliner ist. Beats, die einen die Ohren weg pfeffern, dröhnen aus den Boxen und werden von deutschem Sprechgesang angeführt. Nun bin ich ja nicht der große Rap/Hip–Hop/Sprechgesang-Kenner, aber was die beiden da zaubern, gefällt sogar mir, auch wenn ich noch ein bisschen unschlüssig bin. Mit ‚Praise‘ hauen sie mich dann aber komplett um; nicht nur durch die starken Klänge, sondern auch durch die unglaubliche Bühnenperformance, denn trotz der doch eher schmächtigen Körperstatur, gibt Frontmann Sören alles auf der Bühne und schafft es trotzdem, seine tiefgründigen Texte glaubwürdig rüber zu bringen. Wie auch die Leoniden, lassen sich I Salute nur schlecht in eine Schublade stecken, und das finde ich bei beiden Bands sehr erfrischend, wenn man im Radio tagtäglich vom gleichen Einheitsbrei bedudelt wird. Wenn die beiden das nächste mal eine Bühne in Hamburg betreten, werde ich sie mir nicht entgehen lassen, allein schon deshalb, um dann final entscheiden zu können, wie ich sie nun wirklich finde. Am vierten August wird ihr Album ‚Her Confidence‘ erscheinen und spätestens da kann ich dann auch mehr über die Lyrics schreiben, denn die habe ich leider nicht immer so gut verstehen können.

Das letzte mal spielten die Leoniden noch in der ‚Skybar‘ und nun füllen sie schon den größeren Raum – ein Stockwerk tiefer. Kurz vor Einlass wurde bekannt gegeben, dass das heutige Konzert ausverkauft ist, auch wenn es mich wundert, dass das nicht schon eher der Fall war. Die fünf Kieler betreten unter tobendem Applaus die Bühne und begrüßen Hamburg mit einem freudigen ‚Moin‘.

Der Laden ist rappelvoll und es wird nicht lang gefackelt: Mit ‚Storm‘ und ‚Iron Tusk‘ hauen sie gleich zu Beginn schon kräftig in die Saiten bzw. auf die Percussions. Der Raum ist sofort gefüllt mit einer unglaublichen Energie; nicht nur das Publikum möchte heute feiern, sondern auch die Band selbst. Noch immer verwirren mich die Verrenkungen von Gitarrist Lennart, die er da auf der Bühne veranstaltet, aber gut, jeder hat ja seine Art die Musik zu fühlen.

Das Gute, wenn eine Band ihr Debütalbum vorstellt ist ja, dass meist alle Songs gespielt werden und niemand traurig sein muss, dass sein Song nicht gespielt wurde. Und während ich darüber nachdenke, folgt auch direkt ein weiterer Lieblingssong von mir: Ob nun über Kopfhörer oder live, bei ‚City‘ kann ich einfach nicht still stehen und somit komme ich auch nicht drumrum, im Takt zu wippen und die Zeilen mit zu singen. Bei so viel Aktion auf der Bühne, wie bei den Leoniden, kann es auch schon mal vorkommen, dass ein Pflaster gebraucht wird; zum Glück ist nichts so Schlimmes passiert, dass ein Krankenwagen kommen musste und deshalb geht die Show fix und ohne Stimmungsverlust auf dem Party-Barometer weiter.

Mit ‚1990‘ und ‚Nervermind‘ spielen sie die Ohrwurmsongs der Platte. ‚Stop being tired, cut all the wires!‘ – der Text sitzt, was auf der Platte noch der Mädchenchor sang, übernimmt heute gekonnt die tanzende Menge. Sänger Jakob lässt es sich auch nicht nehmen, einen Sprung in die Menge zu wagen und einfach da mit der grölenden Meute zu feiern. Konfetti wird geworfen, es wird gesprungen und mitgesungen. Auch wenn ‚Nevermind‘ eh schon alles hat, was man sich bei einem Song nur wünschen kann, wird an diesem Abend eine Long-Version daraus gezaubert und ich komme aus dem tanzen und staunen gar nicht mehr raus. Nicht nur vor der Bühne, sondern auch darauf sieht man ausnahmslos freudestrahlende Gesichter. Es ist nur unschwer zu erkennen, dass die Band da oben genauso viel Spaß hat, wie die Menschen davor. Das Konzert strotzt nur so vor Highlights, ob nun Extended-Versionen oder Kuhglocken-Battle zwischen Djamin und Jakob: Aus jedem Song wird nochmal etwas ganz besonderes gemacht.

Hach, ‚Constant‘, da kommen Glücksgefühle in mir auf, da der Song nicht auf dem Album ist, bin ich sehr froh und erleichtert, dass sie ihn trotzdem live spielen. Mit diesem Song hat bei uns schließlich alles angefangen und mit einem großem Lächeln im Gesicht, feiere ich diesen Song bis zur letzten Sekunde. ‚Sisters‘ – was soll ich sagen?! Ich könnte jetzt natürlich einen ellenlangen Text darüber schreiben, wie gut Jakob’s Stimme mal wieder ist, wie klasse ich die Keyboard-Parts finde oder auch, wie toll dieses Lied einfach in seiner Gesamtheit ist, aber ich mache es kurz: Zack – Lieblingslied! Ob nun auf Platte oder hier live beim Tanzen, dieses Lied bringt mir einfach immer wieder gute Laune, egal wie oft ich es nun schon gehört habe. Versteht mich nicht falsch, die anderen Songs sind auch Spitzenklasse, aber einen kleinen Favoriten hab ich dann ja doch.

Als ‚Nevermind‘ angespielt wird, bin ich leicht verwirrt und denke: „Wie, schon zu Ende?“, weil ich fest davon ausgegangen bin, dass das der Schlusssong des Abends sein wird. Aber anders als viele Bands, die mit einer Single den Abend beschließen, entlassen die Leoniden ihr Publikum an diesem wunderbaren Abend mit ‚Remote‘.

Somit sind alle Songs durch und wenn alles gespielt wurde, erübrigt sich die Frage nach einer Zugabe. Das Konzert ging wieder einmal viel zu schnell vorbei und ich bin sicher nicht die einzige Besucherin, die noch ewig hätte weitermachen können.

 

Wenn man die Möglichkeit hat, die Leoniden einmal live auf einer Bühne zu sehen, sollte man sie definitiv nutzen. Mit ganzen 41 (!!) Festivals und einer darauf folgenden Tour, haben die fünf Nordlichter den Rest des Jahres gut zu tun und umso schöner für uns Fans, dass sie noch viel von den Jungs sehen und hören werden.

Die Leoniden gehören einfach zu den Bands, bei denen sich Konzerte nicht wie Konzerte anfühlen, sondern eher wie eine fette Party mit einem Haufen von Freunden und Gleichgesinnten. Natürlich wäre es cool (und ich wünsche es Ihnen auch), wenn sie auf den größten Festivals spielen dürften und noch größere Venues füllen würden, aber insgeheim (und das verratet Ihnen bitte nicht) hoffe ich doch, dass es noch viele Konzerte in kleinen, verschwitzten Clubs geben wird, die sich anfühlen, wie etwas ganz besonderes.

J.S.

Setlist:

  1.  STORM
  2.  IRON TUSK
  3.  CITY
  4.  TWO PEACE SIGNS
  5.  DOVES
  6.  1990
  7.  NEVERMIND
  8.  NORTH
  9.  ELEVEN HANDS
  10.  CONSTANT
  11.  THE TIRED
  12.  SISTERS
  13.  REMOTE

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