„So find me love a wooden boat

So we can sail away

Well find ourselves a piece of earth

And in it we will stay…“

 

Lola Marsh sind auf unserem Blog nichts Neues. Erwähnung fand ihr Debüt schon in unserem Interview im Zuge des Reeperbahn Festivals 2016, bei dem wir auf die sympathischen Israelis aufmerksam geworden sind und uns ihr unbeschreiblicher Sound sofort in den Bann gezogen hatte. Ich habe dieses Album seitdem so sehnsüchtig erwartet, dass ich meine Freude es noch vor dem Release zu hören zu bekommen, kaum zügeln kann. Doch was halten Gil Landau und Yael Shoshana für mich bereit? Ist es eine Fortführung der wundervoll symphonischen Songs, die mich einst verzauberten oder werde ich am Ende mit platten Pop-Songs abgespeist?

Den Einstieg macht ein alter Bekannter: ‚You’re Mine‘ und auch meine Lieblinge ‚She’s A Rainbow‘ und ‚Sirens‘ sind mit dabei. Das macht Hoffnung! Die Tracklist liest sich wie ein Liebesgedicht und so bezaubernd lyrisch klingen nicht nur die Titel, sondern glücklicherweise auch ihre akustische Umsetzung. Der Song zum Albumtitel ‚Remember Roses‘ versetzt mich förmlich in den besungenen faulen, sonnigen Sonnabend im Rosengarten. Yael’s Stimme sitzt wie gewohnt auf den Punkt und die Mischung zwischen lethargischer Entspanntheit und aufwendig hoch gesungenen Noten, fängt mich sofort ein. Es folgt die aktuelle Single-Auskopplung ‚Wishing Girl‘, die nicht nur einen perfekten Sommerhit abgibt, sondern auch bereits von eBay zum Song ihrer momentanen Werbekampagne gekürt wurde. Etwas schneller, etwas peppiger kommt sie daher und wenn ich pfeifen könnte, würde ich mich Gil anschließen, der mit einer Leichtigkeit vor sich hin zwitschert, die ich gern nur beim geradeaus Gehen mein eigenen nennen würde.

Mit ‚Bluebird‘ packt mich wiederum die Schwermütigkeit, die Lola Marsh so kunstvoll beherrschen, wie sonst nur die große Lana Del Rey. Ein treibender Rhythmus untermalt den tiefen Wehgesang Yaeli’s und ihr abschließendes ‚mmmmh‘ verleiht dem Song nahezu etwas Folklorehaftes. Zu erwähnen bleibt auch der zauberhafte Akzent, der so gar nicht störend, sondern nur noch sympathischer wirkt. Im angenehmen Wechsel zwischen up tempo und Ballade präsentieren uns Lola Marsh ihre volle Bandbreite und einmal mehr bin ich überwältigt wie viel Talent diese Musiker mitbringen. Sogar ‚Sirens (Interlude)‘, ein 36 Sekunden andauerndes Glockenspiel ist so grandios passend und träumerisch, dass ich es mir als Klingelton wünschen würde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde mich dann niemand mehr erreichen, weil ich lieber den liebevoll komponierten Klängen lauschen würde, als ans Telefon zu gehen, aber das wäre es wert.

Beim längsten Stück des Albums ‚Hometown‘ bricht Yaeli’s Stimme von einer Tonart zur nächsten und auch das Tempo wird untypischerweise innerhalb des Liedes geändert. Eine gänzlich neue, allerdings keine negative Erfahrung, besonders da das folgende ‚In Good Times‘, welches ebenfalls zu den bereits bekannten Tracks gehört, einen großartigen Kontrast dazu erzeugt. Als würden die beiden Tel-Aviver neben mir ein Akustikkonzert spielen, umschmeichelt mich das so wirkungsvoll einfach arrangierte Kleinod und zeigt eindrucksvoll eine weitere spannende Facette der Band. Das abschließende ‚Le Sud‘ entlässt mich zart dahin schwebend und voller Vorfreude auf lange Autofahrten in der heißen Sommersonne, bei denen dieses überraschend perfekte Debüt mich so sicher begleiten wird, wie das Amen in der Kirche.

Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte sich meine klare Kaufempfehlung zu Herzen nehmen und ebenfalls die Möglichkeit wahrnehmen sich live von den Qualitäten Lola Marsh’s zu überzeugen. Im Oktober kommt die Combo auf Deutschlandtour und ich bin so was von dabei!

M.F.

Tracklist:

You’re Mine

Remember Roses

Wishing Girl

She’s A Rainbow

Bluebird

The Wind

Sirens

Stranger

Sirens (Interlude)

Morning Bells

Hometown

In Good Times

Le Sud

Lola Marsh – Remember Roses

Anova Music, Sony/ATV Music Publishing, VÖ: 09.06.2017