Mando Diao Interview

Mando Diao hatten nach dem Ausstieg von Sänger und Gitarrist Gustaf Norén die wohl mit Abstand schwierigste Zeit ihrer bisherigen Karriere. Nach 18 gemeinsamen Jahren entschied der Frontmann sich gegen die Band und ließ nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde zurück. Dass die schwedische Rockband sich aber von so einem Rückschlag erholen kann, möchte sie jetzt mit ihrem neuen Album ‚Good Times‘ beweisen.

Als Björn Dixgård und Daniel Haglund Mitte der 90er Jahre ihre erste Band Butlers gründeten, ahnten sie wohl nicht, dass knapp ein Jahrzehnt später daraus Mando Diao resultieren würde. Dieses Jahr feiern die Schweden ihren 18. Geburtstag und haben sich nach eigenen Aussagen sowohl als Musiker als auch als Menschen weiterentwickelt:

„We left the narrow way of looking at music and became really open minded, that’s the way we grew up as musicians. As human beings, we grew up in a way that we are really interested in human relationships. [We learned] how to survive as friends in the world we’re living in.”

Überleben ist das Stichwort. Mit Gustaf Noréns Ausstieg 2015 verloren Mando Diao nicht nur einen Frontmann, sondern auch einen Songwriter. Nachdem er jahrelang zusammen mit Björn den Hauptpart beim Songwriting übernahm, beteiligten sich diesmal erstmalig alle Bandmitglieder. Bei der Songauswahl für das Album ‚Good Times‘ konnten Lieder wie ‚Break Us‘ vom neusten Mitglied Jens Siverstedt überzeugen, da es allen möglich war „to put [their] egos away and not to push the own song“, so CJ im Interview.

Obwohl Daniel 2003 die Gruppe verlassen hatte, entschied sich der Keyboarder acht Jahre später wieder dazu, zu Mando Diao zurückzukehren. Ein solches Comeback vonseiten Gustafs ist derzeit eher unwahrscheinlich, da der Sänger nicht nur der Band, sondern dem kompletten Musikbusiness den Rücken kehren möchte: „He needed a break from everything. From us, too. So, at the moment [we] can’t see this happening, working together.”

Doch wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich meistens auch eine andere. Beim genaueren Hinsehen ist im Making-Of Video zu ‚Good Times‘ nämlich der ehemalige Schlagzeuger Samuel Giers zu erkennen. Dieser hat nicht nur bei einigen der neuen Songs mitgeholfen, sondern auch zusammen mit Björn den Titeltrack des Albums geschrieben. „We still work with Samuel as a songwriter these days and we’re good friends, which is really nice.“

Mando Diao möchten mit ‚Good Times‘ nicht nur ihre schwierige Zeit verarbeiten, sondern neben den Themen Loyalität, Vergänglichkeit, Freundschaft und Liebe auch von der aktuellen politischen Weltlage ablenken: Kriege, Donald Trump, rechte Parteien im Aufwind, es passieren so viele Sachen, doch „if you don’t allow yourself to have a good time, you will end up as a very sad person“, erklärt CJ.

Die schwedische Rockband geht sogar einen Schritt weiter und ruft dazu auf „to embrace the good things in life even though the world is kind of fucked up“. Bassist Carl-Johan verdeutlicht, wie wichtig es ist, vor allem auf Social Media Plattformen optimistisch zu bleiben und über positive Dinge zu berichten, anstatt sich nur aufzuregen: „You have to take this first, and then you can make a complain. It is much more important to tell people around you what you really like.“

Das CD-Cover ist wie der Albumtitel ironisch zu verstehen. Obwohl es von vorn wie ein Leben im Paradies aussieht, ist auf der Rückseite zu erkennen, dass es sich nur um eine Kulisse handelt. Alles Schein. Die Band begründet den kleinen Twist mit einem Vergleich zur aktuellen Weltsituation: Auch, wenn alles schön zu sein scheint, vielleicht ist es „not for real, it’s a movie set.“

L.N.

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