Slowdive – Slowdive

 

 

 

„Cut across the sky

Move a little closer now

Lying in a bed of green

You know I had the strangest dream…“

 

 

 

Slowdive sind zurück! Nur schlappe 22 Jahre liegen zwischen ‚Pygmalion‘ und dem aktuell erschienenen ‚Slowdive‘. Na wenn das mal nicht der Inbegriff einer kreativen Pause ist! Zum ersten Mal aufmerksam geworden bin ich auf die fünf Briten aus Reading Anfang des Jahres, als Bands wie Widowspeak, Beach House, Cigarettes After Sex und Mazzy Star bei mir auf und ab liefen. Eine ungeahnte Sehnsucht schien der graue Winter in mir zu wecken und so versank ich in den träumerischen oder teilweise düsteren Klängen dieser Künstler. Ich dachte damals noch, wie schade es sei, dass Slowdive zuletzt 1995 ein Album herausgebracht haben und hatte innerlich schon betrübt mit dem Thema abgeschlossen. Umso heller war meine Aufregung, als ich in London’s Underground ein Plakat mit der Ankündigung des neuen Albums sah. Doch wir alle kennen diese verwunschene Krux: auf der einen Seite die Freude, dass eine geliebte Band sich wieder mit neuer Musik präsentiert, auf der anderen die pure Angst, was wohl kommen mag. Zu viele Künstler haben mich über die Jahre mit ihren Experimenten enttäuscht und ihren Sound aufs Unkenntliche verstümmelt.

Nicht so Slowdive! Eine wahre Welle der Erleichterung durchströmte mich, als ich den eponymen Sampler zum ersten Mal hörte und seitdem läuft er ständig… also wirklich ständig. Schon der Opener ‚Slomo‘ lässt eine tiefe Entspannung durch meinen Körper rieseln und mit jedem Song sinke ich tiefer hinab in diese fantastischen Welten. Selten ist bei Bands der Name Programm, aber wenn ich mir bei einem Tauchkurs auf den Malediven Musik wünschen könnte, so wäre es mit Sicherheit diese. Flirrendes Licht durchbricht die Wasseroberfläche, wird mit jedem Meter schwächer und schwächer. Die Farbe des Wassers verläuft von türkis zu einem tiefen dunkelblau und mündet in die Stille: schwarz. Das wohl hervorstechendste Lied ‚Sugar For The Pill‘ treibt so wundervoll mehrstimmig dahin, die Harmonien wiegen mich sanft hin und her, wie die Wellen auf dem weiten Ozean. Mühelos, frei und verträumt kreieren Slowdive den perfekten Soundtrack, um abzutauchen – in eine Welt der hellen Gitarrensounds, elektronischen Verwirbelungen und sanft klopfenden Beats. Zwar ist die Platte mit acht Songs so ziemlich die Kürzeste, die ich kenne und ich wäre schon beinahe enttäuscht, wenn ich nicht einfach auf Repeat stellen würde.

Denn das wunderbare an diesen Melodien ist, dass sie nicht langweilig werden, nicht auffallen, nicht stören. Manch einer mag dies als negativ betrachten, ich finde es jedoch herrlich sie den ganzen Tag unbekümmert im Hintergrund laufen zu haben. ‚Everyone Knows‘ erweckt mit seinen hohen Tönen ein inneres Wohlbefinden, ‚No Longer Making Time‘ inspiriert den Geist mit der merklich tiefer gewordenen Stimme Neil Halstead’s, ‚Go Get It‘ lässt den Verstand ins Leere driften mit seinem beinah anderthalb minütigen Intro. Sie haben sich verändert, sind älter geworden und gereift und dennoch sind sie das geblieben, was mich fasziniert hat von Anfang an: ein langsamer Tauchgang in seine eigene Gedanken- und Gefühlswelt. Ein Ausbruch aus der Realität hinein in Fantasien von weiten Stränden, kristallklarem Wasser und heißem Sand zwischen den Zehen. Ein überaus gelungenes Comeback. In der tiefen Hoffnung nicht weitere Jahrzehnte auf Wiederholung warten zu müssen, werde ich mit Sicherheit bei ihrem Konzert am 04. Oktober in Hamburg zu Gast sein und freue mich schon jetzt auf einen Abend innerer Ausgeglichenheit und der Illusion von Frieden.

M.F.

Tracklist:

Slomo

Star Roving

Don’t Know Why

Sugar For The Pill

Everyone Knows

No Longer Making Time

Go Get It

Falling Ashes

 

 

Slowdive – Slowdive

Dead Oceans, VÖ: 05.05.2017

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