Das Reeperbahnfestival …
Ich habe schon einiges darüber gehört, bin aber nie hingegangen und das, obwohl ich nun schon einige Jahre in Hamburg wohne.
Im Nachhinein ärgere ich mich natürlich, denn 2016 sollte es endlich soweit sein und ich bekam einen Eindruck von diesem kleinen Schatz unter den Festivals Deutschlands.
Das seit 2006 gefeierte Festival überzeugt durch seine Vielfalt an Konzert-Locations, Acts und Kunstprogrammen. Es ist für jeden etwas dabei, egal ob man nun eher in die Indie, Pop, Rock, Folk, und Singer/Songwriter-Richtung oder in die Elektro, Hip Hop, Soul und Jazz-Richtung tendiert.
Es gibt eine unglaubliche Vielzahl an internationalen und nationalen Künstlern zu entdecken und man kann sie taufrisch in einer der über 70 Locations live erleben. Wenn man einen Blick auf die Zahlen wirft, kommt man doch ziemlich ins Staunen: über 70 Spielorte, über 32.000 Besucher, über 450 Konzerte, über 50 Kunstprogramme.
Also allemal einen Besuch wert, so scheint es. Das Line Up hält von bekannten Namen wie Craig David, bis hin zu brandneuen Künstlern wie Dan Owen alles parat. Professionelle Erfahrung trifft jugendliche Frische, Urgesteine Seite an Seite mit den nachfolgenden Generationen. Und so kann man nicht nur Acts bestaunen, die man schon lange auf der Liste hat, sondern bekommt ganz nebenbei noch eine Handvoll frischen Wind in die Playlist.
An einem wunderschön sonnigen Mittwoch startet das Festival nun – wo? Natürlich auf der Reeperbahn. Die herbstliche Sonne taucht die Szenerie in ein wohlig warmes Licht. Das Speisenangebot ist reichlich und auch das laue Wetter lädt dazu ein sich gemütlich ein oder zwei Biere auf dem Spielbudenplatz zu gönnen. Dank der frei zugänglichen Bühnen, kann man auch als Nicht-Bändchen-Besitzer ein paar tolle Bands zu Gesicht bekommen. Am Donnerstag zum Beispiel kann ich die wunderbare Performance von Shred Kelly bestaunen und bin begeistert. Was für eine tolle Band, die mit wie viel Spaß und Energie auf der kleinen Bühne stehen. Doch es gibt nicht nur Musik und Live-Interviews zu bestaunen, man kann auch diverse Kunstdrucke einer Vielzahl an Künstlern in den Buden erstehen. Der kleine, kuriose Trailerpark gegenüber zaubert mir ein zeitgleich neugieriges wie irritiertes Lächeln aufs Gesicht. Die leicht muffeligen Wohnwagen mit dem rustikalen Charme vergangener Tage sind eines der vielen Kunstprojekte des Festivals. Ausgestattet mit kleinen Fernsehern laden sie den Betrachter zum Verweilen ein und für einen Moment kann man den Lärm der Menschenmassen einfach aussperren.
Aber das wirklich Einmalige an diesem Event im Herzen Hamburgs sind all die kleinen und großen Clubs, die daran mitwirken. Einen Großteil davon hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm und bin immer wieder erstaunt über das reichhaltige Angebot. Für uns etwas hinderlich, für den Besucher jedoch äußerst beruhigend sind die extrem scharfen Einlasskontrollen. Ohne Bändchen oder Pressepass gibt es kein Weiterkommen und das auch ohne Diskussion. Generell erweckt es aber ein Gefühl der Sicherheit in Zeiten wie diesen und ist durchaus berechtigt und angebracht.
Es ist es ein wunderbar buntes Festival und gerade in St. Pauli, wo Nächstenliebe und das Motto „Bunt statt Braun“ gelebt werden, konnte man vier Tage voller Freude verbringen.
Besonders lobend erwähnen möchte ich an dieser Stelle das „Pyjama Park Hotel & Hostel St.Pauli“ (Reeperbahn 36, 20359 Hamburg). Direkt gegenüber dem Spielbudenplatz findet meine derartig gemütliche und ruhige Oase, dass auch unsere Interviewpartner am liebsten gleich geblieben wären. Ein riesiges Dankeschön unsererseits geht auch an das unglaublich liebenswerte, junge Personal, das uns nicht nur ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat, sondern auch jederzeit für uns da war.