„You’re not a curse, you’re not too much
You are needed here, you are enough
And nothing’s gonna hold you down for long
Sometimes we break so beautiful
And you know you’re not the only one
I breathe you in so sweet and powerful
Like a wildfire burning up inside my lungs
I’m burning up….“
Nachdem ich im Sommer bereits das ein oder andere Akustik-Konzert vorm Knust besucht habe, lasse ich es mir natürlich nicht entgehen auch jetzt im Winter dabei zu sein. Oft ist es bei diesen Konzerten so, dass man keinen der Künstler so richtig kennt. Allerdings tut das dem Genuss keinen Abbruch, denn man entdeckt auf den Sessions einfach immer jemanden, der einen begeistert und so war es auch dieses Mal wieder. Fünf Künstler, die sich in dreißig Minuten vorstellen und uns vielleicht total vom Hocker hauen. Auch wenn mir erneut die meisten Acts unbekannt sind, sagt mir ein Name doch schon ziemlich zu. Die Rede ist von Brian Fennel alias SYML.
Das Knust ist schon gut besucht, als sich die erste Band des Abends auf die Bühne begibt: Dino Joubert & Band. Aus dem kleinen Soest im Saarland ist der charismatische Sänger ins große Berlin gezogen und heute Abend spielt er hier in Hamburg. Mit verwuschelten Haaren und sanften Klängen versucht der er die Herzen der Zuschauer für sich zu gewinnen. Doch aller Anfang ist schwer und anscheinend hat noch nicht jeder mitbekommen, dass es auf der Bühne schon losgeht. Schade, denn auch, wenn es musikalisch nicht ganz so meinen Geschmack getroffen hat, habe ich doch dennoch still gelauscht.
Ganz anders sieht es da bei Andrea Bignasca aus. Gleich von der ersten Sekunde an scheint der Schweizer die Aufmerksamkeit aller sicher zu haben. Trommelschläge durchfluten den Raum und eine raue Stimme erweckt mein Interesse. Oha, wenn das mal nichts ist! Was der Band davor leider nicht ganz gelang, ist diesem jungen Musiker geglückt. Die Gespräche sind weitestgehend verstummt und die Anwesenden blicken gespannt auf die Bühne. Von der Bühne kommen Witzeleien und im Publikum wird geklatscht und geschunkelt. Bald wird er sich für ein paar Tage ins Studio zurückziehen und bald wiederkommen. Ich freue mich jetzt schon darauf. Was für eine Stimme, eine absolute Hör-Empfehlung!
Mit Flatterkleid und Lächeln auf dem Gesicht betreten anschließend die jungen Damen von Romie die Bühne. Aus Frankfurt angereist und mit Unterstützung bringen sie eine verträumte Stimmung in den Raum und ich wünschte ich hätte eine Decke und einen Tee dabei. Könnt ihr euch noch an die Band Wonderwall erinnern? Etwa so klingen die Mädels, die uns jetzt mit Anekdoten erheitern, wie sie sich vor einem Jahr gewünscht haben einmal im Knust spielen zu dürfen und nun, ein Tag nach ihrem Geburtstag, werden Träume tatsächlich wahr. Das ist jetzt schon ein bisschen knuffig. Doch schon ist die Zeit abgelaufen und der Nächste an der Reihe.
Ein nervös wirkender Mann betritt die Bühne, mit Humor und einer unglaublich sympathischen Ausstrahlung hat er die Menge sogleich im Griff und auch mich, keinen besonders großen Fan von deutschen Texten, hat er sofort in seinen Bann gezogen. Die Texte von Mister Me sind tiefsinnig und berührend. Von einem Fan aus der ersten Reihe über die Angst, die in einem schlummert und einem viel zu oft im Wege steht bis zum Grund aus dem er hier auf der Bühne steht und seine Texte singt. Die Zeilen gehen unter die Haut und ins Ohr, denn es wird gekonnt von einigen Anwesenden mitgesungen.
Doch endlich ist es soweit, mein Highlight des Abends betritt unter lautem Applaus die Bühne. Zwei Streicherinnen gesellen sich zu ihm und mein Herz springt jetzt schon vor Freude. Beim Reeperbahn Festival sah ich ihn noch im Freien unter Palmen oder im Bett bei der lieben Katrin von „In Bed With“ (Link zum Video) und nachdem er mich schon damals total mit seiner warmen und sympathischen Art begeistert hat, wird hier auf der Bühne noch einmal mehr klar, wie nicht nur seine Texte einen verzaubern, sondern auch der Mensch selbst. Eine Stimme, die mitten ins Herz geht; Texte, die immer wieder Gänsehaut hervorrufen und dir Tränen in die Augen treiben und Melodien, die sich wie eine warme Decke um dich legen. Trotz der Melancholie, die bei jedem Lied im Raum schwebt, wird zwischendurch herumgeflachst, gelacht sowie interessante Fragen gestellt und geduldig beantwortet. Ob es als nächstes auch mal einen „Happy Song“ geben wird? Nein, wird es nicht. Aber das ist für mich auch vollkommen okay, solange es von Brian Fennel kommt, darf es auch gerne traurig sein. „Mr. Sandmann“ erinnert mich so sehr ans vergangene Reeperbahn Festival und die dazu gehörigen Bett-Sessions, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Doch auch hier im großen Raum verfehlt der Song seine Wirkung nicht im Geringsten. Am meisten haben mich letztendlich aber doch „Wildfire“ und „Where Is My Love“ berührt, denn – was soll ich sagen?! Hört euch das Album an, fühlt es und dann wisst ihr, was ich meine. Manchmal gibt es Dinge, die man einfach nicht beschreiben kann. Die dreißig Minuten plus Zugabe sind viel zu schnell vorbei und ich sehne jetzt schon den Tag herbei, an dem SYML wieder den Weg nach Hamburg findet.
Auch am heutigen Abend wurde wieder eine Menge toller Künstler vorgestellt, die man vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Alles in allem war es eine sehr gelungene Session voller Überraschungen und Herzlichkeit, auch wenn es eine Sache gab, die mich störte. Nun bin ich mit den richtigen Leuten an meiner Seite natürlich auch eine kleine Plappertasche, dennoch verstehe ich es nicht, warum man auf ein Konzert geht, bei dem man dann den Künstlern auf der Bühne keine Beachtung schenkt und sich pausenlos unterhält. Auch wenn ich noch nie auf einer Bühne stand, bin ich davon überzeugt, dass viel Mut dazu gehört sich da oben hinzustellen und sein Ding durchzuziehen. Und das sollte eben auch entsprechend mit Aufmerksamkeit und Respekt belohnt werden.
J.S.