She‘s A Woman Interview

Astrid, du musst echt wieder auf die Bühne, dann sieht alles wieder anders aus.“

 

Wir alle kennen den Kindheitstraum Sänger_in zu werden. Du hast daraus Realität werden lassen. Was ist deine Geschichte?

Ich kann mich noch ziemlich genau daran erinnern, als meine Mama in unserem Wohnszimmer saß und im TV ein Konzert von Tina Turner ansah. Die Energie und Bühnenpräsenz hat mich damals so umgehauen, dass ich ab da „Rockstar“ werden wollte. Das steht übrigens auch in all den ausgefüllten Freundschaftsbüchern von früher.. (lacht)

Dazu kommt, dass ich in einem Hotel/Restaurant-Betrieb aufgewachsen bin, es wurden damals viele Hochzeiten in unserem Festsaal gefeiert, bei denen oft Live-Bands gespielt haben. So hatte ich quasi jedes Wochenende Live-Musik im Haus und habe mich oft in den Saal geschlichen und die Instrumente ausprobiert. Mein Papa ist auch Musiker, er hat damals auch in verschiedenen Bands gespielt. Ich war immer ganz stolz, wenn ich ihn auf der Bühne gesehen habe. Auch das hat mich sehr geprägt.

 

Dein Künstlername „She’s A Woman“, ist eine Hommage an die Beatles, richtig? Wie kamst du auf den Gedanken und warum ist gerade dieser Name so passend für dich?

Ja, das ist richtig. Die Beatles hatten musikalisch einen großen Einfluss auf mich. Ich habe früher zusammen mit meinem Papa und meinem Onkel in einer Band gespielt, in der wir sehr viel Beatles gecovert haben. Das fand ich total super und habe in der Zeit fast nur noch die Beatles gehört. Als es dann bei meiner Musik um einen Namen ging, hatte ich erstmal viele Richtungen im Kopf. Wichtig war mir allerdings, dass aus dem Künstlernamen hervorgeht, dass ich Englisch singe. Irgendwann hatte ich die Idee eine Textzeile aus einem meiner Lieblingssongs zu nehmen und kam dann irgendwann auf die Beatles. „She’s A Woman“ ist mein absoluter Lieblingssong von ihnen, naja und die Aussage trifft ja auch schon auf mich zu.. (grinst)

 

Es werden häufig Klischees erwartet, wenn man Rockmusik oder Popmusik macht.“

 

Was ist deiner Meinung nach der schwierigste Part, um als Frau in der Musikbranche zu bestehen und auf welche prägenden Erfahrungen kannst du zurückblicken?

Auf der einen Seite ernst genommen zu werden und dabei nicht direkt in eine Schublade gesteckt zu werden. Mit Frauen in der Musik wird manchmal in Verbindung gebracht, dass sie nur gecastet werden und nicht selbst hinter dem Projekt stehen, sondern im Hintergrund alles für sie geschrieben, produziert etc. wird. Es werden häufig Klischees erwartet, wenn man Rockmusik oder Popmusik macht. Ich finde es sehr schade, dass man sich als Frau wirklich noch beweisen muss, um zu zeigen „Hey, das mache ich alles selbst“, denn vieles wird einem oftmals gar nicht zugetraut.

Vor längerer Zeit habe ich eine Demo eines Songs von mir veröffentlicht und als Kommentar erhielt ich dann folgendes: „Lied ist okay, passt aber nicht zu dir, wer hat dir das geschrieben?“

 

Welche Bedeutung hat Musik für dich persönlich?

Was Musik mir bedeutet merke ich immer, wenn ich mal eine Zeit lang nicht auf der Bühne gestanden hab’. Das trübt meine komplette Stimmung, ich bin dann generell überhaupt nicht mehr gut drauf, das sagt mir meine beste Freundin dann immer, wenn ich wegen irgend etwas rumnörgle oder am jammern bin „Astrid, du musst echt wieder auf die Bühne, dann sieht alles wieder anders aus“ und da hat sie Recht! (lacht)

 

Wer sind deine musikalischen Vorbilder?

Jetzt kommt mein großes Potpourri musikalischer Einflüsse. Ich glaube, einige Menschen werden mich dafür hassen, welche Künstler ich hier in einem Atemzug nenne (lacht): Beyoncé, KT Tunstall, Jack White, Lenny Kravitz, The Beatles, Agnes Obel, Slash

 

Die deutsche Sprache erlebt derzeit gefühlt eine kleine Renaissance in der Musikbranche und immer mehr Künstler_innen versuchen sich daran – mit Erfolg. Das war aber nicht immer so, oft galt Englisch als die schönere und einfachere Sprache, um Emotionen passend rüberbringen zu können. War das auch der Grund, aus dem du dich gegen den aktuellen entschieden hast?

Komischerweise habe ich damals, als ich angefangen habe, meinen ersten Song zu schreiben, überhaupt nicht über diese Frage nachgedacht. Ich habe den Song einfach direkt auf Englisch geschrieben, das war für mich natürlich. Ich habe selbst bis dahin kaum deutsche Musik gehört, sondern eher viel englischsprachige Indiemusik (Arctic Monkeys, Mando Diao, Franz Ferdinand). Das waren die Einflüsse zu der Zeit und dementsprechend war Englisch für mich die Sprache, die am besten zu meiner Musik gepasst hat und das sehe ich heute immer noch so.

Ich finde, das die Wahl der Sprache auch ein Ausdruck der eigenen Kunst ist, diese ständigen Diskussionen darüber, warum man denn nicht auf Deutsch singt, weil es doch die Muttersprache ist, verstehe ich nicht wirklich.

 

Eigentlich wollte sie nie Lovesongs schreiben.“

 

Kreativ sein gelingt nicht immer auf Knopfdruck. Gibt es Rituale, inspirierende Dinge oder bestimmte Plätze, die dir dabei helfen?

Ja tatsächlich. Was mich am dollsten inspiriert, ist Autofahren (lacht). Ich weiß gar nicht, warum, aber wenn ich allein im Auto sitze und durch die Gegend fahre, kommen mir wirklich die absolut besten Ideen, auch Song-Ideen. Im Auto habe ich so eine Ruhe für mich und da denke ich wirklich viel nach.

Naja und der Klassiker „unter der Dusche“.

 

Wenn du einen Song schreibst, was kommt dir zuerst in den Sinn: der Text oder die Melodie?

Ich fange immer mit dem musikalischen Part an: Melodie und alles drum herum. Das nehme ich dann als Demo auf und höre das Instrumental, um mir Gedanken zu machen, wonach es klingt. Für mich sollte das Instrumental schon ohne Text ausdrücken können, worum es in dem Song geht.

 

Gibt es ein Thema, über das du nie ein Lied schreiben würdest und falls ja, warum?

In meinem alten Info-Text stand mal: „Eigentlich wollte sie nie Lovesongs schreiben“. Dagegen habe ich mich lange gewehrt, bis ich gemerkt habe, dass Liebessongs nicht nur von Herzschmerz und weiteren Klischees handeln müssen, Liebe ist ein so weiter Begriff und fängt schon mit meiner Liebe zu meinen Gitarren an.. (lacht)

 

Du hast bereits einige Singles veröffentlicht, können wir etwa auch bald mit einem Debüt-Album rechnen?

Ein Album ist zur Zeit nicht in Aussicht, ich arbeite gerade an neuen Songs. Ob daraus eine EP entsteht oder weitere Singles veröffentlicht werden, ist noch nicht entschieden.

 

Das Interview führten Sophie & Maria

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